Anschlag auf Muslime
Londoner Moschee galt früher als Terror-Brutstätte
Die britische Hauptstadt London ist am Montag erneut von einem tödlichen Terroranschlag heimgesucht worden. Ein Kleinlaster raste bei einem islamischen Gebetshauses in eine Menschenmenge, ein Mann wurde getötet, zehn weitere Menschen verletzt. Die Moschee, in deren Nähe der festgenommene Täter seine Bluttat verübte, ist kein unbeschriebenes Blatt: Das Gotteshaus galt lange Zeit als Brutstätte des islamistischen Terrors, als Imam hatte einst Abu Hamza al-Masri gewirkt, der in einem US-Terrorprozess zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.
Stunden nach dem jüngsten Anschlag in der britischen Hauptstadt steht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fest: Der Täter wurde von seinem Hass auf Muslime motiviert. "Es scheint so, als sei die Moschee das Ziel gewesen", sagte auch ein Augenzeuge. Der Fahrer des Lieferwagens habe nach der Tat "Alle Muslime! Ich will alle Muslime töten!" gerufen, gab der Augenzeuge Khalid Amin am Montag gegenüber der BBC an.
Die Tat ereignete sich in der Seven Sisters Road nahe dem "Muslim Welfare House". Dieses bietet Muslimen nicht nur Raum für gemeinsame Gebete, sondern auch Sport- und Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche sowie Nothilfe für Frauen und Kinder, die etwa Opfer häuslicher Gewalt werden.
Moschee als Anlaufstelle für Islamisten bekannt
Die Moschee in unmittelbarer Nähe des "Muslim Welfare House" war früher als eine Anlaufstelle für Islamisten bekannt. Bis zum Jahr 2005 als Finsbury Park Moschee bekannt und dann auf den Namen North London Central Mosque umbenannt, wurde das Gotteshaus lange Zeit mit extremistischer Ideologie und Beziehungen zur Terrororganisation Al-Kaida in Verbindung gebracht. Zehn Jahre nach er Eröffnung des Gebetshauses im Jahr 1998 - damals einer der größten Gebetsräume des Vereinigten Königreichs - berichtete die britische BBC von der Moschee als Synonym für die "größten Ängste um islamistischen Extremismus Großbritanniens".
Grund für die Terror-Schlagzeilen rund um die Moschee war vor allem der 1996 eingesetzte Imam Abu Hamza al-Masri. Der aus Ägypten stammende gelernte Bauingenieur mit den markanten Gesichtszügen und einem Metallhaken am rechten Handgelenk hielt in dem Gotteshaus radikalislamische und antiamerikanische Predigten, bejubelte zum Beispiel die Anschläge vom 11. September 2001. Im Jahr 2002 wurde gar berichtet, dass Waffenübungen innerhalb des Gebäudes abgehalten wurden.
Nachdem Al-Masri im Februar 2006 wegen Aufrufs zu Rassenhass und Mordanschlägen in Großbritannien verurteilt wurde, wurde er nach Verbüßen einer mehrjährigen Haftstrafe an die USA ausgeliefert, wo er 2014 unter anderem wegen der Beteiligung an einer Geiselnahme im Jemen und der Errichtung eines Terrorcamps auf US-Boden zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.
Imam als "globaler Exporteur von Gewalt"
Beim Terror-Prozess in den USA sagte Staatsanwalt Edward Kim in seinem Eröffnungsplädoyer, der Angeklagte sei ein "globaler Exporteur von Gewalt" gewesen und habe seine Religion als "Deckmantel" benutzt. "Sein Ziel war klar, einfach und bösartig: Krieg gegen Nicht-Muslime zu führen", sagte der Ankläger damals. Als Imam in London habe Al-Masri die Gläubigen "indoktriniert" und Anhänger des Terrorismus "rekrutiert".
So soll Al-Masri unter anderem den als "Schuhbomber" bekannt gewordenen Richard Reid und Zacarias Moussaoui , einen der 9/11-Mitverschwörer, mit seinem radikalen Gedankengut inspiriert haben - beide Männer waren Mitglieder der Terrororganisation Al-Kaida. Und auch einer der vier Selbstmordattentäter, die sich am 7. Juli 2005 im öffentlichen Verkehr in London in die Luft sprengten, soll von Al-Masri zu der Bluttat inspiriert worden sein.
Moschee im Jahr 2003 von Polizei gestürmt
Die Finsbury Park Moschee wurde schließlich 2003 von einem Großaufgebot der Polizei gestürmt und vorübergehend geschlossen. Seit der Wiedereröffnung im Jahr 2005 gab es dann keine Verbindungen mehr zum radikalen Islam. Die neue Moschee-Leitung hatte in der Vergangenheit Drohungen erhalten.
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