Terror in Brüssel
Täter hatte Bombenkoffer und rief “Allahu Akbar”
Europa kommt nicht zur Ruhe: Am Dienstagabend hat sich am Hauptbahnhof in Brüssel ein Terroranschlag ereignet, der allerdings glimpflich ausging. Ein Attentäter mit einem Bombenkoffer, der Zeugen zufolge "Allahu Akbar" gerufen und eine kleine Explosion ausgelöst hatte, wurde von belgischen Soldaten erschossen. Andere Personen kamen nicht zu Schaden, allerdings brach am Bahnhof kurzzeitig Panik aus. Der Mann wurde inzwischen identifiziert, sein Name wurde aber noch nicht bekannt gegeben.
Der Bahnhofsmitarbeiter Nicolas Van Herrewegen hatte gegen 20.30 Uhr gehört, wie der Täter "Allahu Akbar" rief - kurz darauf sprengte der Terrorist einen Koffer, den er bei sich hatte. Van Herrewegen rannte sofort zu seinen Kollegen, um sie zu warnen und die Evakuierung des Bahnhofs in Gang zu bringen, wie die BBC berichtete. Der Bahnhofsmanager Jean Michel meinte allerdings gegenüber der Deutschen Presse Agentur, der Täter habe das nicht laut gerufen, sondern eher gemurmelt. Gehört hatten die Worte allerdings mehrere Personen.
Angreifer wurde "neutralisiert", Identität ist geklärt
Van Herrewegen beschrieb den Mann als gut gebaut mit gebräunter Haut und kurzen Haaren. "Er trug Jeans und ein weißes Shirt. Nach der Explosion habe ich ihn aber nicht mehr gesehen." Es herrschte Unsicherheit, niemand wusste, ob der Angreifer noch am Leben war oder nicht. Ein Sprecher der belgischen Behörden bestätigte aber bereits am Dienstagabend, dass der Mann "neutralisiert" worden sei.
Zu seiner Identität hieß es am Mittwochmorgen, der Attentäter vom Brüsseler Hauptbahnhof sei identifiziert. Es sei aber noch zu früh, den Namen des Täters bekannt zu geben, so Belgiens Innenminister Jan Jambon. "Wir müssen nun auch schauen, wie sich der Mann radikalisieren konnte." Laut der Zeitung "De Tijd" sei er 37 Jahre alt und habe in der Brüsseler Gemeinde Molenbeek gewohnt. Von dort kamen auch die Attentäter der Anschläge vom März 2016.
"Eine Person außer Gefecht gesetzt"
Nach Angaben der belgischen Polizei vom Dienstagabend hatte ein Soldat "die Person außer Gefecht gesetzt". Auch die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass der Täter noch vor Ort verstarb. "Man hat noch versucht, ihn wiederzubeleben, aber er ist tot", berichtet die britische "Daily Mail" unter Berufung auf einen Zeugen.
Der Verdächtige war von Soldaten - seit den Terrorattacken im vorigen Jahr sind Soldaten mit der Waffe im Anschlag fast überall an öffentlichen Plätzen in Belgien im Einsatz - niedergeschossen worden, nachdem es die Explosion in dem Bahnhof gegeben hatte. Belga berichtete, der Mann sei zunächst lange im Bahnhof auf dem Boden gelegen. Sprengstoffexperten wollten überprüfen, ob er noch eine Bombe am Körper trage. Erst nach Mitternacht bestätigen die Behörden: Er ist tot.
Am Bahnhof brach Panik aus
In der Station Central und an den Gleisen war zuvor nach Informationen der Agentur Belga Panik ausgebrochen. Augenzeugen berichteten von einem lauten Knall im Bahnhof. Viele Menschen seien daraufhin schnell in Restaurants und andere Gebäude gelaufen. Verletzt wurde niemand. Aufgrund der Uhrzeit hatten sich nicht allzu viele Menschen in dem Bahnhof befunden. Arash Aazami, der den Bahnhof kurz nach der Explosion betreten hatte, erzählte gegenüber BBC: "Als wir in das Gebäude hineingingen, hörten wir Schreie. Sicherheitskräfte waren gerade dabei, alles zu evakuieren. Wir sahen Menschen nach draußen rennen, auf der Suche nach Zuflucht."
Großaufgebot der Polizei und des Militärs
Der Angriff wird als Terroranschlag gewertet. Rund um den Hauptbahnhof waren am Dienstag Polizeibeamte und Soldaten im Einsatz. Laut der Staatsanwaltschaft wurde der Bahnhof geräumt und durchsucht. Auch umliegende Gebäude würden vorsichtshalber geräumt. Die Bahngesellschaft SNCB teilte via Twitter mit, dass der Bahnverkehr auf Anweisung der Polizei unterbrochen wurde. Die Polizei riegelte auch den Marktplatz Grand-Place im Zentrum ab, teilte aber kurz darauf via Twitter mit, die Situation sei unter Kontrolle. Evakuiert wurde der belebte und beliebte Platz nicht.
Der Bürgermeister von Brüssel, Philippe Close, schrieb am Abend auf Twitter, das Zentrum der Stadt sei "ruhig". Belgiens Premierminister Charles Michel lobte den "Mut" der Sicherheitskräfte. Er kam mit seinen Sicherheitsberatern zusammen und verfolgte die Entwicklungen vom Krisenzentrum aus. Für Mittwoch wurde ein Treffen des Nationalen Sicherheitsrats einberufen.
Blutiger 22. März 2016 in Brüssel: 35 Tote, über 300 Verletzte
Brüssel war zuletzt am 22. März 2016 von mehreren zeitgleichen Anschlägen erschüttert worden. Selbstmordattentäter sprengten sich am Flughafen sowie in der Brüsseler Innenstadt in die Luft und rissen 35 Menschen mit in den Tod. Über 300 Personen wurden verletzt, die Terromiliz Islamischer Staat bekannte sich damals zu dem Angriff.
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