Von Mann in Bus

Istanbul: Studentin wegen kurzer Hosen geschlagen

Ausland
21.06.2017 15:16

Ein Angriff auf eine Frau wegen des Tragens von kurzen Hosen im islamischen Fastenmonat Ramadan hat in der Türkei für Aufruhr gesorgt. Türkische Medien berichteten am Mittwoch von dem Fall, in dem ein Mann einer Studentin in einem Bus in Istanbul ins Gesicht geschlagen hat, nachdem er sie wegen ihrer Kleidung kritisiert hatte. Der Angreifer wurde festgenommen, befragt und wieder freigelassen.

Ein von Medien veröffentlichtes Überwachungsvideo aus dem Bus zeigt, wie der Mann die 21-jährige Studentin beim Verlassen des Busses unvermittelt schlägt. Diese rennt daraufhin hinter ihm her, doch wirft er sie im Gang zu Boden, bevor er aussteigt.

Der Studentin wurde wegen ihrer kurzen Hosen ins Gesicht geschlagen. (Bild: YouTube.com)
Der Studentin wurde wegen ihrer kurzen Hosen ins Gesicht geschlagen.

Mann fühlte sich "provoziert"
Die Studentin sagte der Zeitung "Hürriyet", sobald sie sich im Bus vor ihn gesetzt habe, habe er sie beschimpft, sie solle sich schämen, sich im Ramadan derart zu kleiden. Dem Bericht zufolge gab der Mann an, er habe sich von der Kleidung der Frau "provoziert" gefühlt.

Der Vorfall und die Freilassung des Angreifers sorgten für Kritik von Frauenrechtlern. "Die Freilassung des Mannes ist eine Gefahr für alle Frauen", so die Plattform gegen Gewalt an Frauen. "Wir werden in der Öffentlichkeit anziehen, was immer wir wollen. Wir werden unsere Freiheiten nicht aufgeben."

Proteste in Istanbul im November 2016 gegen die zunehmende Gewalt an Frauen. (Bild: AFP)
Proteste in Istanbul im November 2016 gegen die zunehmende Gewalt an Frauen.

Heuer in der Türkei bereits über 170 Frauen ermordet
Vergangenes Jahr hatte ein Mann bei einem ähnlichen Fall in einem Bus in Istanbul eine Frau getreten, weil sie kurze Hosen trug. Im derzeit laufenden Gerichtsverfahren drohen ihm neun Jahre Haft. Frauenrechtlerinnen beklagen seit Langem eine Zunahme der Gewalt gegen Frauen in der Türkei. Demnach wurden 2016 in dem Land 328 Frauen ermordet, heuer waren es seit Jahresbeginn bereits 173.

Kritiker werfen dem islamisch-konservativen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vor, die Freiheiten der säkularen Bevölkerungsschichten einzuschränken und ihnen seinen eigenen Lebensstil aufzuzwingen.

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