Doris Hummer übernahm gestern von Rudolf Trauner die Spitze der oberösterreichischen Wirtschaftskammer und erklärte der "Krone" auch, was die Hirnforschung über männlichen und weiblichen Führungsstil rausfand. Zudem sprach die 43-jährige WKOÖ-Präsidentin, die 2009 Oberösterreichs erste VP-Landesrätin wurde, über ihren Vorgänger, persönliche Ziele, das umstrittene Video der Arbeiterkammer OÖ und welche Zeit für die Familie reserviert ist.
"Krone": Viel früher als geplant übernehmen Sie das Amt von Rudolf Trauner, der wegen seiner Parkinson-Erkrankung zurücktrat. Ein Antritt mit gemischten Gefühlen?
Doris Hummer: So ist es! Ursprünglich war geplant, dass wir zwei Jahre gemeinsam die Weichen stellen. Wir sind zwar gut abgestimmt, es tut mir aber furchtbar leid, das mit Rudi Trauner nicht mehr zusammen zu machen. Eine Krankheit ist eine Last und daher war die richtige Reaktion von ihm die Stopptaste drücken. Er wird immer ein wichtiger Ratgeber bleiben.
"Krone": Haben Sie Respekt vor seiner, sicherlich auch nicht einfachen Entscheidung?
Doris Hummer: Nicht nur für das, sondern für alles, was er geleistet hat. Die Erfolgsbilanz von Oberösterreich hat ganz viel damit zu tun, was Rudi Trauner in seiner engagierten und fleißigen Arbeitsweise für die Unternehmen in Oberösterreich geleistet hat.
"Krone": 2009 erste VP-Landesrätin in Oberösterreich, nun als erste Frau an der WK-Spitze: Gefällt Ihnen die Vorreiterrolle?
Doris Hummer: Das hat sich so ergeben, die Vorbildrolle habe ich nie angestrebt. Wenn es eines gibt, was mir wichtig ist, dann dass wir nicht mehr nach Geschlechtern unterscheiden. Ich denke, heute im Jahr 2017 ist es normal, dass eine Frau eine Führungsrolle in der Kammer, Politik und Wirtschaft übernehmen kann und es keine Diskussion auslösen sollte.
"Krone": Aber dennoch pflegen Männer und Frauen auch sehr unterschiedliche Führungsstile. Was machen denn Chefinnen Ihrer Meinung nach anders?
Doris Hummer: Grundsätzlich glaube ich, dass Führungsstil etwas mit Persönlichkeit zu tun hat. Nichtsdestotrotz ist bewiesen, dass Frauen stärker ihr Umfeld einbinden, sie lassen mehr zu und versuchen zu schauen, wer kann noch mitmachen, wen hole ich mir noch mit ins Boot, und sind vielleicht auch ein Stück weit mehr teamorientiert.
"Krone": Also weniger alphamännchenorientiert, wo kaum andere Meinungen gelten.
Doris Hummer: Das glaube ich und ist zudem auch in der Hirnforschung bewiesen. Das eine ist der 360-Grad-Blick der Frauen. Das andere eben der Tunnelblick der Männer. Das zeigt aber auch, dass es wichtig ist, beide Blickarten dabeizuhaben, nur so gibt es am Ende das beste Ergebnis. Das werden wir auch in der Kammer haben, das Präsidium ist perfekt gemischt.
"Krone": Was wird anders werden unter der neuen Präsidentin?
Doris Hummer: Ich habe mir konkret fünf Ziele vorgenommen. Diese beschäftigen sich unter anderem mit der Aufgabe des Hauses. Ich will, dass wir die Schlagkraft erhöhen und schlanke Strukturen haben. Und es wird ein neues Modell der Standortpartnerschaft geben - es geht mir um das Miteinander.
"Krone": Zudem haben Sie im Vorfeld angekündigt zehn Prozent der Mitarbeiter abzubauen. Es kommt aber nie gut an, wenn das eine Neue sagt.
Doris Hummer: Wir müssen einsparen und uns verändern, das Geld wird nicht mehr. Daher werden wir genau hinschauen - und dann sehen wir, dass wir in manchen Bereichen Posten abbauen und in anderen auch welche aufbauen.
"Krone": Gab es eigentlich seit dem Wirbel rund um das Werbevideo der Arbeiterkammer OÖ (siehe auch unten) - Sie haben danach die Sozialpartnerschaft auf Eis gelegt - eine persönliche Aussprache mit Präsident Johann Kalliauer?
Doris Hummer: Nein, bis jetzt höre ich die Dinge nur über die Presse. Auf operativer Ebene werden Gespräche geführt, jetzt geht es darum, die Spielregeln neu zu definieren. Ich wünsche mir eine Einigkeit, aber nicht um jeden Preis.
"Krone": Neben Präsidentin und Unternehmerin sind Sie auch Mutter. Gibt es Zeit, die nur für die Familie reserviert ist?
Doris Hummer: Die zwei, idealerweise zweieinhalb Tage am Wochenende sind mir heilig, das wird jetzt viel besser gelingen, als in der poltischen Rolle als Landesrätin. Und der Morgen ist wichtig.
"Krone": Und warum genau?
Doris Hummer: Da wird mit meinem Sohn Felix gefrühstückt, derzeit ist Toast mit Butter oder Cornflakes sein Lieblingsessen. Danach gehen wir meistens gegen 7.30 Uhr gemeinsam außer Haus. Ich eben in die Arbeit - und er in den Kindergarten.
Andi Schwantner, Kronen Zeitung
Steckbrief der neuen WKOÖ-Präsidentin
Name: Doris Hummer
Wohnort: Grieskirchen
Alter: 43
Familie: Lebensgemeinschaft, Sohn Felix (4)
Beruf: Unternehmerin und Präsidentin der Wirtschaftskammer OÖ
Sternzeichen: Löwe
Hobby: Interessenpolitik
Zuletzt gelesen: Biografie von Tesla-Chef Elon Musk
Lieblingsort: Meine Terrasse neben dem Pool
Das mag ich: Wenn etwas weitergeht
Meine Stärken: Positiv denkend und ich bin nicht nachtragend
Meine Schwäche: Ungeduld
Typisch ich: Es geht mir alles zu langsam
Lebensmotto: "Den Fortschritt verdanken die Menschen den Unzufriedenen" - ein Zitat von Aldous Huxley.
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