"In guten Händen"
Wohnungen in Luxusbau für Grenfell-Überlebende
Nach der unbeschreiblichen Feuertragödie in London, bei dem offiziellen Angaben zufolge 79 Menschen ums Leben kamen und die Überlebenden so gut wie all ihre Habseligkeiten verloren haben, gibt es für 68 Familien einen kleinen Hoffnungsschimmer: Die Stadt hat ein Gebäude erworben, das Teil einer Luxusanlage in Kensington ist, wo Wohnungen normalerweise ab 1,5 Millionen Pfund (1,7 Mio. Euro) kosten.
Laut Staatssekretär Sajid Javid sind die Ein-, Zwei- oder Drei-Zimmer-Wohnungen Teil des Kensington-Row-Komplexes, der sich selbst als "eine von Londons begehrtesten neuen Adressen" anpreist. Die Werbezeile "Finden Sie sich in guten Händen wieder" hat allerdings einen schalen Beigeschmack.
Die sich noch im Bau befindlichen Gebäude seien Teil des neuen Sozialbaus, allerdings - passend zum Stadtteil - mit Luxusausstattung wie Privatkino oder 24-Stunden-Concierge-Service. Sie sind nur rund zweieinhalb Kilometer vom Grenfell Tower entfernt, wo sich die unvorstellbare Tragödie letzte Woche ereignet hatte.
Wohnungen sollen bis Ende Juli fertig sein
Extra öffentliche Gelder wurden freigegeben, um die Wohnungen bis Ende Juli auszustatten. Die Baufirma habe zusätzliche Arbeiter aufgenommen, die Arbeitszeitenregelungen seien gelockert worden, heißt es vom Department for Communities and Local Government. Priorität sei es, den Menschen so schnell wie möglich neue Unterkünfte zu geben, damit sie ein neues Leben beginnen könnten.
12,5 Millionen Euro sollen die 68 Wohnungen die Stadt kosten, die laut "Telegraph" allerdings nicht luxuriös, sondern mit einer Standardeinrichtung ausgestattet würden. Auch seien Anflüge von Neid unbegründet: Die Grenfell-Überlebenden hätten weder Zugang zum Pool noch zum Fitnessraum.
Premierministerin May räumt Versagen der Behörden ein
Nach dem Hochhausbrand mit mindestens 79 Toten hat die britische Premierministerin Theresa May ein Versagen der Behörden eingeräumt. Die Reaktion auf die Katastrophe sei völlig unzureichend gewesen, sagte May am Mittwoch vor dem britischen Unterhaus. Sie bat für die Fehler um Entschuldigung.
Das Feuer im Grenfell Tower im Westen Londons war in der Nacht auf Mittwoch vergangener Woche ausgebrochen und hatte sich über die Fassade rasend schnell ausgebreitet. Die Behörden vermuten, dass sich zu diesem Zeitpunkt rund 600 Menschen in dem Hochhaus aufhielten. Viele von ihnen wurden im Schlaf überrascht.
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