Flug-Defibrillator

Drohnen sind viermal schneller als die Rettung

Elektronik
29.06.2017 10:35

Versuche in Schweden attestieren Drohnen enormes Potenzial in der Notfallmedizin. Mit einem Defibrillator ausgestattet, könnten die unbemannten Flieger jedes Jahr Tausende Leben retten, ist man nach dem Versuch überzeugt. Doch einige Hürden bleiben.

300.000 Europäer sterben jedes Jahr durch einen Herzstillstand. Ein Defibrillator, der das Herz des Patienten mit einem Elektroschock stimuliert, ist oft ihre einzige Rettung. Doch die Zeitspanne, die zwischen dem Herzstillstand und dem Elektroschock vergeht, ist kritisch: Jede Minute, die vergeht, senkt die Überlebenschance um zehn Prozent - und ein Rettungswagen mit Defibrillator an Bord braucht eine Weile, bis er beim Patienten ist.

Geht es nach dem schwedischen Karolinska-Forschungsinstitut, könnten Drohnen eine probate Lösung für dieses Problem sein. Die Wissenschaftler haben getestet, wie schnell eine Drohne im Notfall beim Patienten sein kann und es mit der Anfahrt einer Ambulanz verglichen. Das in einer medizinischen Fachzeitschrift veröffentlichte Resultat: Die Drohne ist viermal schneller am Einsatzort als eine - womöglich vom Verkehr gebremste - Rettung.

(Bild: EPA (Symbolbild))

Drohnen brillieren in entlegenen Gegenden
Insbesondere in entlegenen Gebieten seien die unbemannten Flieger potenzielle Lebensretter für Menschen, die einen Herzstillstand erleiden. Bei den Tests in Schweden habe man geschafft, die Drohne nur drei Sekunden nach einem Notruf in die Luft zu schicken, den zehn Kilometer entfernten Einsatzort erreichte sie binnen fünf Minuten. Zum Vergleich: Eine Rettung hätte 16 Minuten länger gebraucht, bis sie am Einsatzort gewesen wäre.

"In Gegenden, in denen es bis zu 30 Minuten dauert, bis die Rettung da ist, sind die Chancen winzig, einen Herzstillstand zu überleben", sagt Forscher Andreas Claesson. Wird ein Patient in den ersten drei bis fünf Minuten defibrilliert, steige die Überlebensrate auf 70 Prozent. Ein Netz aus Defibrillator-Drohnen würde die Chancen also drastisch steigern. Eine Hürde bleibt: Rechtlich dürfen Drohnen in vielen Ländern Europas derzeit nur in Sichtweite betrieben werden. Für den Versuch in Schweden hat die Regierung deshalb extra eine Ausnahme gemacht und gestattet, dass die Drohnen auch außer Sicht fliegen durften.

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