Der Prozess um die 71 in einem Kühl-Lkw erstickten Flüchtlinge ist mit einem Teilgeständnis des Bulgaren Metodi G. in die Sommerpause gegangen. Der zweitangeklagte 30-Jährige bekannte sich im ungarischen Kecskemet zu mehreren Anklagepunkten, die verschiedene Schleppertätigkeiten betreffen, schuldig. G. wies jedoch jegliche Schuld am Tod der Geschleppten von sich. In der Nacht auf den 26. August 2015 will er "nur Dolmetscher" gewesen sein und die Anweisungen des afghanischen Bandenchefs für die bulgarischen Fahrer übersetzt haben.
Diese Aussagen lösten am Freitag lautstarke Proteste unter mehreren Angeklagten aus. Der als Drittangeklagter geführte Begleitfahrer Vencislav T. (39) konterte scharf und meinte, der eigentliche Chef der Bande sei gar nicht der hauptangeklagte Afghane Samsooryamal Lahoo (30), sondern vielmehr G. Dieser habe die Fahrzeuge vorbereitet und alles in die Wege geleitet.
Daraufhin meinte G., die wahren Bosse seien in Serbien und Afghanistan und von den Ermittlern außer Acht gelassen worden. Dieser indirekte Vorwurf gefiel Staatsanwalt Gabor Schmidt ganz und gar nicht. Er stellte klar, dass die nun vorgebrachten Informationen so noch nicht geäußert worden seien. Man sei "natürlich" allen bisherigen Hinweisen nachgegangen.
Hauptangeklagten droht lebenslange Haft
G. droht im Fall einer Verurteilung wegen Mordes mit besonderer Grausamkeit und bandenmäßiger Schlepperei ebenso wie Lahoo, T. und dem 26-jährigen Todes-Lkw-Fahrer Stoyanov Ivaylo lebenslange Haft.
Der Prozess des Jahres in Ungarn wird am 22. August fortgesetzt - wobei die Angeklagten laut Richter bis dahin ihre Aussagen oder Geständnisse überdenken sollen.
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