Ivanka als Ersatz
“Trump wie korrupter arabischer Diktator”
Große Aufregung herrscht nach dem finalen G20-Gipfeltag in Hamburg um Ivanka Trump bzw. ihren Vater: Der US-Präsident hatte sich bei offiziellen Beratungen einfach von seiner Tochter vertreten lassen, weil er wegen bilateraler Meetings anderweitig beschäftigt war. "Trump benimmt sich wie ein korrupter arabischer Diktator", fand etwa Politikexperte Brian Katulis harte Worte.
Ivanka Trump gilt als enge Vertraute ihres Vaters, hat aber nur den Posten einer Beraterin und kein offizielles Regierungsamt inne. Dass sie den US-Präsidenten in der Runde der Staats- und Regierungschefs der großen Industrie- und Schwellenländer vertritt, ist somit ungewöhnlich.
Das fand auch Svetlana Lukash, eine russische Beteiligte am G20-Gipfel, und twitterte unter anderem ein Bild, das die 35-jährige Ivanka am Verhandlungstisch mit den Mächtigsten der Welt zeigte.
Der zweite Tweet wurde inzwischen gelöscht, hat aber klarerweise trotzdem zahlreiche Menschen erreicht.
Die Kritik am Vorgehen der Trumps folgte auf dem Fuß. So twitterte die mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnete Journalistin Anne Applebaum: "Weil eine nicht gewählte, unqualifizierte New Yorker Dame der Gesellschaft die beste Person ist, die amerikanischen Interessen zu vertreten".
"New York Times"-Kolumnist Nicholas Kristoff meinte dazu, es sei "bananenrepublikisch für die USA, dass sie von einer unerfahrenen Tochter" repräsentiert würden. Frauenrechtlerin Amy Siskind twitterte: "Solche Dinge passieren ständig. In Diktaturen."
"Wir sind eine Republik, keine Monarchie"
Matthew Dowd, der Leiter von George W. Bushs Wiederwahlkampagne im Jahr 2004, wies darauf hin, was für einen Aufschrei es unter Trumps Anhängern gegeben hätte, wenn Barack Obama oder Hillary Clinton ihre Kinder geschickt hätten: "Können Sie sich vorstellen, was Republikaner bzw. Trump-Anhänger gesagt hätten, wenn Chelsea oder Malia dies getan hätten? Wir sind eine Republik, keine Monarchie."
Weißes Haus: "Nur kurzzeitig Platz genommen, wie andere auch"
Das Weiße Haus bemühte sich darum, den Auftritt Ivanka Trumps im Kreis der G20-Chefs zu rechtfertigen. Sie habe sich im Hintergrund des Sitzungssaals der G20-Staats- und Regierungschefs aufgehalten und "sich kurz an den Haupttisch gesetzt", als der US-Präsident den Raum habe verlassen müssen, sagte ein Vertreter des Weißen Hauses der Nachrichtenagentur AFP. Er betonte zudem: "Wenn andere Staats-und Regierungschefs den Raum verließen, wurden sie auch kurzzeitig durch andere am Tisch vertreten."
Merkel hat nichts dagegen, Gabriel kritischer
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte als Gipfelvorsitzende nichts gegen die Vertretung Trumps durch Ivanka einzuwenden. Die Delegationen entschieden selbst darüber, wer ihre jeweiligen Staats- oder Regierungschefs vertrete, sagte Merkel am Samstagnachmittag in Hamburg. Wenn Ivanka Trump als Beraterin Platz nehme, sei das "ein Vorgang, der im Rahmen dessen ist, was andere Delegationen auch tun", sagte Merkel.
Dagegen hatte sich der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel Ende April kritisch über die prominente Rolle von Ivanka Trump geäußert. "Mich befremdet es nach wie vor, wenn Familienmitglieder, die nie gewählt wurden, auf einmal wie Staatsgäste auftreten und ihnen fast schon wie Mitgliedern eines Herrscherhauses gehuldigt wird", sagte er einer Zeitung.
"Sie war immer großartig. Sie ist ein Champion"
In den USA gab es in der Vergangenheit bereits Kritik an der offenbar großen Machtfülle der Präsidententochter, deren Ehemann Jared Kushner ebenfalls zum engsten Beraterkreis um Trump zählt. Ihre unternehmerischen Tätigkeiten ließen zudem den Verdacht eines Interessenskonflikts aufkommen. Ihrem Vater ist das offenbar egal. Er nutzte eine kurze Ansprache am Rande des Gipfels unter anderem dazu zu betonen, wie "stolz" er auf seine Tochter sei. "Sie war immer großartig. Ein Champion. Sie ist ein Champion."
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