Polizei sucht sie
Saudi-Arabien: Frau mit Minirock sorgt für Wirbel
Das Video eines saudi-arabischen Models sorgt derzeit für Aufregung in dem muslimischen Königreich: Die Frau, die sich Khulood nennt, veröffentlichte einen Clip, der sie - mit Minirock und Crop Top bekleidet -, angeblich in der kleinen Stadt Ushaiger zeigt. Die Szenen entfachten eine hitzige Debatte. Viele fordern, dass die sommerlich Gekleidete verhaftet werden solle - weil sie die Bekleidungsregeln, die in dem strenggläubigen Land für Frauen gelten, breche. Andere loben ihren Mut. Die Behörden sind jedenfalls auf der Suche nach ihr.
Frauen in Saudi-Arabien müssen in der Öffentlichkeit weite, den ganzen Körper bedeckende Gewänder - sogenannte Abayas - tragen und ihre Haare per Kopftuch bedecken. Dies tut die Frau in einem Video, das am Wochenende zuerst auf Snapchat veröffentlicht wurde, definitiv nicht. In dem Clip spaziert das Model - luftig gekleidet, mit wehenden offenen Haaren und Sonnenbrille - eine leere Straße in Ushaiger, rund 200 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Riad, entlang.
Wie in einem auf Twitter veröffentlichten Ausschnitt zu sehen ist, dreht sie sich auch zur Kamera hin und zeigt ihr unverhülltes Gesicht.
Auftritt in einem der konservativsten Teile des Landes
Den Ort für den Videodreh hat sich Khulood wohl nicht zufällig ausgesucht: Ushaiger ist eine der ältesten Städte in der Region Najd, die wiederum als eine der konservativsten Regionen des Landes gilt. Hier wurde der Begründer des Wahhabismus geboren und hier - vor allem in Ushaiger selbst - rasteten die Pilger, die von Kuwait, dem Irak oder dem Iran kamen, auf ihrem Hadsch, der islamischen Pilgerfahrt nach Mekka.
In den sozialen Netzwerken gehen die Meinungen über das Auftreten Khuloods auseinander, seitdem sich das Video verbreitet hat. Viele fordern, dass die junge Frau bestraft werden solle. Es gelte, die Gesetze des Landes zu achten. "In Frankreich ist die Vollverschleierung verboten und wird bestaft. In Saudi-Arabien ist das Tragen von Abayas oder bescheidener Kleidung Teil des Gesetzes", schrieb ein User laut BBC. Andere sind der Meinung, die junge Frau solle auch in Saudi-Arabien anziehen können, was sie will.
Der Autor und Philosoph Wael al-Gassim zeigte sich dem Bericht zufolge "über die wütenden, angsteinflößenden Tweets schockiert". "Ich dachte, sie hätte jemanden in die Luft gejagt oder getötet. Aber es hat sich herausgestellt, dass es nur um ihren Rock ging, den die Leute nicht leiden konnten."
"Wäre sie eine Ausländerin, würde man ihre Schönheit preisen"
Eine Frau meinte, dass es bei den Rufen nach der Festnahme der Frau nur um ihre Herkunft gehe: "Wäre sie eine Ausländerin, würden sie ihre Schönheit und ihre bezaubernden Augen besingen, aber weil sie aus Saudi-Arabien ist, will man sie verhaften." Dabei bezog sie sich wohl auf Frau und Tochter von US-Präsident Donald Trump, die bei ihrem Besuch in Saudi-Arabien im Mai auf ein Kopftuch verzichtet hatten.
Die Religionspolizei habe nach Angaben der BBC bereits getwittert, dass man über das Video Bescheid wisse und in Kontakt mit den zuständigen Behörden stehe, nachdem aus Ushaiger der Ruf gekommen sei, Provinzregierung und Polizei sollten gegen die Frau vorgehen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.