Im Rahmen einer von Europol koordinierten europaweiten Aktion sind in Österreich zwölf Opfer von Menschenhandel befreit worden. Bundesweit waren insgesamt 123 Beamte im Einsatz. Vom 26. bis 30. Juni wurden an 172 Örtlichkeiten, hauptsächlich in der Rotlicht-Szene, insgesamt 597 Prostituierte sowie 171 "Milieupersonen" kontrolliert. Fünf Verdächtige wurden festgenommen.
"Die in Österreich befreiten Opfer stammen aus Rumänien, Bulgarien, Ungarn und Nigeria", sagte der Sprecher des Bundeskriminalamts, Vincenz Kriegs-Au. Laut Oberst Gerald Tatzgern sind die Frauen 18 bis 40 Jahre alt. "Sie waren zwar nicht eingesperrt, aber extrem eingeschüchtert und den Ausbeutern hörig", berichtete Tatzgern. "Ihre Lebensraum war sehr eingeengt, teilweise kannten sie nicht einmal den Supermarkt um die Ecke."
Neben den fünf Festnahmen - bei den Verdächtigen handelt es sich um Bulgaren und Türken - wurden in Österreich weitere 74 Personen angezeigt, sieben davon wegen fremdenpolizeilicher Vergehen. Durchsucht wurden Kriegs-Au zufolge 82 Bordelle, vier Hotels, 26 Wohnungen bzw. Prostituierten-Unterkünfte, vier Tabledance-Lokale und eine Escortagentur. Kontrollen wurden auch am Straßenstrich durchgeführt. Die Zahl der Opfer könnte sich noch erhöhen, zusätzliche Ermittlungen müssen klären, ob weitere Personen unfreiwillig ihrer Betätigung nachgingen.
Schwerpunktaktion in 22 Staaten
An der Schwerpunktaktion nahmen insgesamt 22 Mitgliedstaaten der European Multidisciplinary Platform Against Criminal Threats (EMPACT) teil. 910 "potenzielle Opfer von Menschenhändlern" konnten dabei identifiziert und 107 Verdächtige festgenommen werden. Europaweit waren laut Europol 126.927 Personen, 6363 Fahrzeuge und 4245 Räumlichkeiten einer Kontrolle unterzogen worden.
Beim Menschenhandel stehe die Ausbeutung im Vordergrund, erklärte das BK. Dazu gehören neben der sexuellen Ausbeutung, wie im aktuellen Fall, auch die Ausbeutung der Arbeitskraft und Organentnahme, aber auch Ausbeutung zur Bettelei und zur Begehung von Straftaten. Menschenhandel ist eine besonders schwerwiegende Verletzung der Menschenwürde.
30 Millionen versklavte Menschen
Laut Schätzungen internationaler Organisationen gibt es weltweit an die 30 Millionen versklavte Menschen. Opfer dieser schweren Verbrechen sind meist die schwächsten Mitglieder der Gesellschaften, vor allem Frauen und Kinder.
Die Anwerbung der potenziellen Opfer geschieht auf sehr unterschiedliche Weise. Situationen wie Armut oder Arbeitslosigkeit werden von den Tätern ausgenutzt. Sie versprechen eine gut bezahlte Arbeit im Ausland und machen falsche Angaben über die Arbeitsbedingungen. Die Opfer stehen meist unter starkem Druck, durch direkte Gewalt oder durch Drohungen gegen ihre Familie, oder haben Schulden bei ihren Schleppern und Ausbeutern.
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