Nach Zusammenstößen
Tempelberg: Israel montierte Metalldetektoren ab
Im Streit um die Zugangskontrollen zum Tempelberg in Jerusalem hat die israelische Regierung gegenüber den Palästinensern nun doch eingelenkt. Nach einer Entscheidung des Sicherheitskabinetts wurden am Dienstag die umstrittenen Metalldetektoren wieder entfernt, die nach dem tödlichen Anschlag arabischer Angreifer auf zwei Polizisten am vergangenen Freitag aufgestellt worden waren, um den Waffenschmuggel zu verhindern. Nun soll eine andere Technologie zum Einsatz kommen.
Die Entfernung der Metalldetektoren sei von den Sicherheitsbehörden empfohlen worden, teilte das Büro von Premier Benjamin Netanyahu am Dienstag mit. Die Entscheidung markiert eine Kehrtwende des Ministerpräsidenten, denn am Wochenende hatte er noch erklärt, die Detektoren würden bleiben.
Anstatt der Metalldetektoren würden israelischen Medienberichten zufolge nun ausgefeilte Mittel zur Überprüfung zum Einsatz kommen. Augenzeugen beobachteten, wie Arbeiter in der Altstadt von Jerusalem Metallstangen über einigen engen Gassen aufhängten - vermutlich, um dort Kameras zu befestigen. Für Ausrüstung und zusätzliche Polizeikräfte sind dem Kabinett zufolge umgerechnet knapp 25 Millionen Euro bereitgestellt worden.
Nimmt Palästinenser-Regierung jetzt Kontakte zu Israel wieder auf?
Israel hatte nach einem Anschlag auf zwei israelische Polizisten nach dem Freitagsgebet in der Jerusalemer Altstadt die Kontrollen zum Tempelberg verschärft und Metalldetektoren sowie zusätzliche Überwachungskameras am Eingang installieren lassen. Die Palästinenser-Regierung sahen darin einen Versuch Israels, mehr Kontrolle über den Tempelberg zu gewinnen und setzte aus Protest alle Kontakte zu Israel aus. Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas erklärte, die Beziehungen würden erst wieder aufgenommen, wenn die Metalldetektoren entfernt würden.
Gläubige blieben Moschee aus Protest fern
Auch zahlreiche muslimische Gläubige blieben dem Areal am Tempelberg mit der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom zuletzt aus Protest gegen die neuen Überwachungsmaßnahmen fern und beteten nach einer Aufforderung der palästinensischen Religionsbehörden außerhalb des Geländes. Der Tempelberg ist das drittwichtigste Heiligtum des Islams nach Mekka und Medina. An ihm befindet sich auch die jüdische Klagemauer, einziger Überrest des von den Römern im Jahr 70 zerstörten Zweiten Jüdischen Tempels.
UN-Gesandter fordert "rasche Lösung des Konflikts"
Zuvor hatte der UN-Sondergesandte Nikolai Mladenow eine rasche "Lösung" des Konflikts gefordert. "Es ist extrem wichtig, dass für die aktuelle Krise bis Freitag eine Lösung gefunden wird", sagte der Sondergesandte für den Nahen Osten am Montag am Sitz der UNO in New York. Die Gefahr einer weiteren Eskalation nehme zu, wenn bis zu den bevorstehenden Freitagsgebeten der Muslime keine Lösung gefunden worden sei, sagte Mladenow. Der Streit um den Tempelberg könne "weit über die Stadtmauern der Altstadt Jerusalems hinaus katastrophale Kosten" verursachen. Diese Auswirkungen könnten "weit über Israel und Palästina" und "weit über den Nahen Osten" hinausreichen.
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