"Es ist Zeit"

Netanyahu fordert Todesstrafe für Terroristen

Ausland
27.07.2017 19:40

Vor mehr als 50 Jahren ist in Israel per Gesetz die Todesstrafe abgeschafft worden. Nun fordert Ministerpräsident Benjamin Netanyahu die Todesstrafe für den palästinensischen Attentäter, der in einer Siedlung im besetzten Westjordanland drei Israelis erstochen hatte. "Die Todesstrafe für Terroristen - es ist Zeit, sie in schweren Fällen anzuwenden", sagte Netanyahu am Donnerstag.

Netanyahu besuchte die trauernden Angehörigen dreier Israelis, die vor einer Woche bei dem Anschlag eines Palästinensers in einer Siedlung im Westjordanland getötet worden waren. Der Palästinenser war durch Schüsse eines Nachbarn verletzt und dann in Gewahrsam genommen worden. "Ich habe der Familie gesagt, dass es an der Zeit ist, in schwerwiegenden Fällen die Todesstrafe für Terroristen umzusetzen", schrieb Netanyahu zu einem Video des Besuchs, das er auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte.

Die Strafe sei bereits im Gesetz verankert, sagte Netanyahu weiter. "Es ist eine einstimmige Entscheidung der Richter notwendig, aber sie wollen auch die Position der israelischen Regierung wissen." Seine Einstellung als Ministerpräsident sei es, "dass der Täter im Fall eines so verabscheuungswürdigen Mordes hingerichtet werden muss - damit er nicht mehr lächelt".

In dieser Siedlung im besetzten Westjordanland ermordete ein Palästinenser drei Israelis. (Bild: AFP)
In dieser Siedlung im besetzten Westjordanland ermordete ein Palästinenser drei Israelis.

Der palästinensische Täter hatte am Freitagabend in der israelischen Siedlung einen Großvater und dessen erwachsene Kinder erstochen, während die Familie gerade die Geburt eines Enkelkindes feierte. Die Polizei veröffentlichte später Bilder, die einen blutverschmierten Tatort zeigten.

Absperrungen rund um den Tatort nach einem Dreifachmord in einer israelischen Siedlung. (Bild: AFP)
Absperrungen rund um den Tatort nach einem Dreifachmord in einer israelischen Siedlung.
Spurensicherung nach dem Mord an drei Israelis im Westjordanland (Bild: AFP)
Spurensicherung nach dem Mord an drei Israelis im Westjordanland

Todestrafe: Einzige Ausnahme bei Nazi-Verbrechern
Israel hatte am 16. Februar 1954 (am 26. Shevat 5764 des jüdischen Kalenders) die Todesstrafe aus seinem zivilen Strafgesetzbuch verbannt. Damit ist es einer der wenigen Staaten in der Region, der diese Strafe nicht mehr anwendet beziehungsweise vorsieht, es sei denn gegen Naziverbrecher. Nur ein Mal war die Todesstrafe seit 1950 aufgrund einer Sonderregelung trotzdem vollstreckt worden - am Naziverbrecher Adolf Eichmann im Jahre 1962, heißt es im Internetportal "israelnetz".

Adolf Eichmann während des Prozesses vor dem Jerusalemer Gericht im April 1961 (Bild: APA/dpa-Archiv)
Adolf Eichmann während des Prozesses vor dem Jerusalemer Gericht im April 1961

In den Nachbarstaaten Israels werden Todesstrafen aus politischen Gründen oder gemäß dem islamischen Gesetzbuch, der Sharia, ausgesprochen. Im Iran wird auch die Steinigung durchgeführt, deren Ziel ein schmerzlicher, langsamer Tod des Opfers ist. In den Palästinensischen Autonomiegebieten wurden laut Amnesty International im Jahr 2001 13 Menschen zum Tode verurteilt und drei hingerichtet. Den meisten der verurteilten Menschen wurde zur Last gelegt, mit Israel "kollaboriert" zu haben.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt