Ramil Guliyev hat die Nachfolge von Usain Bolt als 200-m-Weltmeister angetreten und den Double-Traum des Südafrikaners Wayde van Niekerk bei der Leichtathletik-WM in London zerstört. Der 27-jährige türkische Sprinter setzte sich in 20,09 Sekunden vor 400-m-Sieger Van Niekerk (20,11) und Jereem Richards aus Trinidad und Tobago (20,11) durch. Isaac Makwala aus Botswana wurde Sechster.
Nach 400-m-Gold hatte Van Niekerk im Olympiastadion vor 56.290 Zuschauern einen Coup geplant, wie er zuvor US-Legende Michael Johnson bei der WM 1995 in Göteborg und bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta geglückt war: Gold über die halbe und die volle Stadionrunde.
Die 200 m waren aber nicht nur deshalb unter besonderen Vorzeichen gestanden. So war der jamaikanische Weltrekordler Bolt bei seinen Abschieds-Meisterschaften über seine Paradestrecke überhaupt nicht angetreten. Und Makwala träumte nach seiner Ausbootung über die 400 m wegen einer anstreckenden Erkrankung vom goldenen Ende, das sich nicht einstellte. Botswana wollte bei einem Titelgewinn ihm zuliebe sogar einen Nationalfeiertag ausrufen, letztlich wurde es Rang sechs (20,44).
Makwala hatte nach dem Ablauf einer 48-stündigen Quarantänezeit am Mittwochabend in einem Solorennen den 200-m-Vorlauf nachholen dürfen und sich souverän für das Halbfinale qualifiziert. Zwei Stunden später zog er mit der zweitschnellsten Zeit in den Endlauf ein. Am Donnerstag fand dieser "Traumlauf" ein für ihn bitteres Ende. "Ich bin nicht geschockt, ich habe immer an mich geglaubt", rief der in Aserbaidschan geborene Guliyev ins Stadionmikrofon.
Schrott bejubelt Dreisprung-Gold von Taylor
Die nicht für die WM qualifizierte österreichische Hürdensprinterin Beate Schrott jubelte im Stadion über den Sieg ihres Lebensgefährten Christian Taylor. Der US-Amerikaner gewann sein drittes WM-Gold im Dreisprung, zuvor war er bereits 2011 in Daegu und 2015 in Peking erfolgreich gewesen, zudem holte er Olympia-Gold 2012 in London und 2016 in Rio de Janeiro. Taylor setzte in einem anfangs spannenden Schlagabtausch mit seinem Landsmann Will Claye seinen weitesten Satz auf 17,68 m, Clay eroberte Silber mit 17,63, Bronze ging an den Portugiesen Nelson Evora mit 17,19.
In der einzigen Frauen-Entscheidung des Tages sicherte sich über die 400 m Hürden die US-Amerikanerin Kori Carter in 53,07 Sekunden vor ihrer Landsfrau Dalilah Muhammad (53,50) und der Jamaikanerin Ristananna Tracey (53,74) die Goldmedaille.
In das Frauen-Finale über 200 m liefen u.a. die niederländische Titelverteidigerin Dafne Schippers, Shaunae Miller-Uibo von den Bahamas, die US-Amerikanerin Deajah Stevens, Marie-Josee Ta Lou von der Elfenbeinküste und die Britin Dina Asher-Smith. Die Jahresschnellste und 100-m-Weltmeisterin Tori Bowie aus den USA trat nicht zum Vorlauf an, sie war nach ihrem Goldlauf nach der Ziellinie gestürzt und hatte sich mehrere Blessuren zugezogen.
Bereits in der Qualifikation warf der Deutsche Johannes Vetter den Speer gleich im ersten Versuch auf 91,20 m. Gefordert waren für die Direktqualifikation nur 83 gewesen. "91 Meter sind ziemlich geil! Die Form stimmt", sagte der mit 94,44 m Jahresbeste. Weiter kamen auch Olympiasieger Thomas Röhler und Andreas Hofmann, womit das DLV-Trio die Hoffnung auf den deutschen Dreifachsieg wahrte. Auch der mitfavorisierte Finne Tero Pitkämäki ist im Endkampf dabei, ebenso wie Titelverteidiger Julius Yego aus Kenia.
Die Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) berichtete am Donnerstag indes von 40 Magen-Darm-Erkrankungen im Umfeld der WM, am Dienstag waren es noch 30 gewesen. Bei drei Fällen wurde nach Laboruntersuchungen der Norovirus diagnostiziert. Um die Ausbereitung der Krankheit zu verhindern, wurden Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Mehrere Verbände hatten ihre Athleten aber vorsorglich in einem anderen Hotel einquartiert als jenem an der Tower Bridge, wo die Krankheitsfälle gemeldet wurden. Aus dem österreichischen Team war Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger betroffen.
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