Was daheim auf seinem WC stand, tut Andi Heraf heute. Der ehemalige Rapid-Star und ÖFB-Trainer tritt einen Job am anderen Ende der Welt an.
Vielleicht seh’ ich meine Mutter nie wieder", sagt Andreas Heraf und erzählte der "Krone" beim Treffen im Hotel Porsche in Mondsee: "Sie ist 77 - und denkt, Neuseeland liegt irgendwo kurz hinter Podersdorf." Doch: Es liegt am anderen Ende der Welt. 30 Flugstunden entfernt. Wohin der Mann morgen aufbricht, der am WC seines Hauses ein Zitat von Mark Twain hängen hatte: "Also wirf die Leinen und segle fort aus deinem sicheren Hafen!"
Neuer Arbeitsplatz am anderen Ende der Welt
Was der 11-fache Ex-Teamspieler eigentlich nie vorhatte, nun aber ausgerechnet in der Weltmetropole des Segelsports "einlaufen", ab Donnerstag in Auckland seinen Arbeitsplatz haben wird. Als Sportdirektor des Fußballverbandes von Neuseeland. Ein Land, in das sich der heute 50-Jährige 2015 bei der U20-WM als Österreichs Teamchef verliebt hat. Dort Kontakte knüpfte. Letzten Winter als Urlauber zurückkam - und dort am 24. Dezember von einem Freund erfuhr, dass der größte Fußballverband Ozeaniens einen Sportdirektor suche.
Bewerbung aus Jux
Heraf sich eher aus Jux bewarb. Einer von 84 Kandidaten war. Nach einem Hearing per Video-Konferenz unter die letzten zehn kam. Nach einer weiteren 2 1/2-stündigen Powerpoint-Präsentation per Video-Übertragung unter den letzten fünf war. "Muffensausen bekam ich aber erst, als nur noch zwei übrig blieben und ich dabei war", lächelt Heraf, der ja im ÖFB als erfolgreicher Nachwuchstrainer einen sicheren Job hatte. Dazu zur selben Zeit das Angebot von Austria Lustenau, beim Erstligisten Nachfolger von Lassaad Chabbi zu werden.
"Ich wollte dort auch unterschreiben, meine Sicherheitszone nicht aufgeben", erzählt der Mann, der von 1991 bis 1994 bei Vorwärts Steyr als Profi den Durchbruch geschafft hatte, mit Rapid dreimal Meister und 1996 im Europacup-Finale war.
"Wenn sie mich rauswerfen, jobbe ich vielleicht als Kellner"
Doch nach einem langen Telefonat mit Neuseelands Teamchef beschloss Heraf, seinen sicheren Hafen zu verlassen. Er sagte Lustenau ab, ließ nun alles hinter sich. Obwohl er im Land der Kiwis nur einen jederzeit kündbaren Vertrag hat. "Wenn sie mich rauswerfen, egal! Ich will nicht mehr zurück, jobbe dann dort vielleicht als Kellner", sagt er, dessen Ziel es ist, den Fußball im Land populärer und das Herren-Team bei Großevents erfolgreicher zu machen. Die erste Dienstreise führt ihn aber ab 10. Oktober mit dem Frauen-Team für zehn Tage in die USA. Und die zweite Anfang Oktober zur U17-WM nach Indien!
Georg Leblhuber, Kronen Zeitung
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