Eine ausschließlich an jüdische Gäste gerichtete Aufforderung in einem Hotel in der Schweiz hat eine Debatte über Antisemitismus ausgelöst. Wie Schweizer Medien am Dienstag berichteten, forderte das Hotel Aparthaus Paradies im Urlaubsort Arosa in den Schweizer Alpen seine Kunden jüdischen Glaubens auf, sich vor und nach der Benutzung des hauseigenen Schwimmbads zu duschen. Für den Fall der Nichtbeachtung wurde der Ausschluss vom Schwimmbadbesuch angekündigt. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum forderte daraufhin die Schließung des Hotels.
In einem weiteren Aushang am Gefrierschrank des Hotels hieß es, die jüdischen Nutzer dürften ihr koscheres Essen dort nur zu bestimmten Uhrzeiten einfrieren, um das Personal nicht ständig zu stören. In beiden in englischer Sprache verfassten Aushängen wurde um das Verständnis der jüdischen Gäste gebeten.
Tourismussprecherin: "So etwas darf nicht publiziert werden"
Der Tourismusverband im 150 Kilometer südöstlich von Zürich liegenden Arosa im Kanton Graubünden betonte, dass der Ort seit Jahren viele zufriedene jüdische Gäste habe. Der Kommunikationschef von Schweiz Tourismus, Markus Berger, sprach von einem "sehr bedauerlichen Einzelfall". "Ein solches Plakat darf klar nicht publiziert werden", teilte die Pressesprecherin der Tourismusorganisation von Arosa, Yvonne Wüthrich, mit. "Arosa Tourismus wird mit der zuständigen Person im Apartmenthaus Paradies den Vorfall besprechen und aufarbeiten."
Eine schockierte Familie aus Israel hatte in der Anlage ein Schild fotografiert, auf dem jüdische Gäste aufgefordert wurden, vor und nach dem Schwimmen im Pool zu duschen. Andernfalls werde ihnen der Zutritt verweigert. Die Familie hatte sich empört an Medien gewandt.
Hausmeisterin wehrt sich gegen Antisemitismus-Vorwurf
Die Hausmeisterin der Anlage, die für das Schild verantwortlich war, wehrte sich in einem Interview gegen den Vorwurf des Antisemitismus. Dem Schweizer "Blick" sagte sie, ihr sei aufgefallen, dass sich einige der zahlreichen jüdischen Gäste vor dem Schwimmen nicht duschten. Die Besitzer des Apartmenthauses hätten ihr daraufhin den Auftrag erteilt, dagegen etwas zu unternehmen. Sie habe dann "etwas naiv" das mittlerweile wieder entfernte Plakat geschrieben. Es wäre wohl besser gewesen, sie hätte die Aufforderung an alle Hotelgäste gerichtet, fügte sie hinzu.
Sie bedauere die Formulierung auf dem Plakat. "Nachher ist man immer schlauer", sagte sie. Inzwischen hänge am Pool wie vorher nur die allgemeine Badeordnung, die alle Gäste zum Duschen auffordere. Von den vielen jüdischen Gästen im Haus sei niemand vorzeitig abgereist, sie habe aber mehr als 300 teils hasserfüllte E-Mails erhalten, sagte sie.
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Wiesenthal-Zentrum verlangt juristische Schritte gegen Hotel
Der Direktor für internationale Beziehungen des Wiesenthal-Zentrums, Shimon Samuels, schrieb nach eigenen Angaben an die Schweizer Justizministerin Simonetta Sommaruga. Er verlangte eine Untersuchung und juristische Schritte gegen das Hotel und sein Personal.
Israelische Ministerin: "Erinnerungen an Zweiten Weltkrieg"
Auch in Israel berichteten die Medien ausführlich über den Fall. Die stellvertretende Außenministerin Tzipi Hotovely sprach von einem "antisemitischen Akt übelster Art" und verlangte eine offizielle Entschuldigung. Viele Menschen fühlen sich an die Massenvernichtung der Juden durch die Nazis in den Konzentrationslagern während des Zweiten Weltkriegs erinnert: Die Juden wurden vermeintlich zum Duschen geschickt, doch den angeblichen Brausen entströmte tödliches Gas. Das Außenministerium in Bern erklärte, es habe dem israelischen Botschafter erneut versichert, dass die Schweiz Rassismus, Antisemitismus und jegliche Diskriminierung verurteile.
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