Wunder von Ischia
Sieben Monate altes Baby aus den Trümmern gerettet
Ein Erdbeben hat die italienische Urlaubsinsel Ischia mitten in der Hochsaison erschüttert. Der Erdstoß der Stärke 4,0 habe die Mittelmeerinsel vor Neapel am Montagabend gegen 21 Uhr getroffen, teilte die italienische Erdbebenwarte mit. Eine Frau wurde vom Mauerwerk einer Kirche erschlagen, eine zweite Frau starb unter den Trümmern ihres Hauses. Rund 40 Personen wurden verletzt, eine davon schwer. Touristen verließen fluchtartig die Insel. Die Helfer arbeiten unermüdlich - um 4 Uhr früh konnte ein sieben Monate altes Baby lebend aus den Trümmern gerettet werden, sieben Stunden später auch die älteren Brüder des Buben.
Wie der Zivilschutz mitteilte, konnten mehrere Menschen lebend geborgen werden, darunter das Baby. Unter dem Applaus vieler Zuschauer wurde der sieben Monate alte Bub seiner Mutter übergeben. Die Frau war Stunden zuvor aus dem Haus geborgen worden. Die beiden älteren Brüder des Buben, Mattia und Ciro, konnten nach fast 14 Stunden gerettet werden. Die sieben und elf Jahre alten Kinder hatten unter ihren Betten Schutz gesucht, als die Erde bebte - das hat ihnen vermutlich das Leben gerettet.
Von dem Beben besonders betroffen waren die Orte Casamicciola und Lacco Ameno. Auf Fotos sind eingestürzte Häuser und Menschen auf der Straße zu sehen. Touristen und Anwohner seien in Panik auf die Straße gelaufen, berichteten italienische Medien. "Es hat alles angefangen zu wackeln, alles ist heruntergefallen. Häuser sind eingestürzt. Es gibt Vermisste, ein Chaos", erzählte eine Augenzeugin. "Es ist das Schlimmste, was mir je passiert ist." Mancherorts fiel der Strom aus, Hotels wurden geräumt. Der Zivilschutz berief ein Sondertreffen ein. Ein Krankenhaus auf der Insel wurde evakuiert. Für Betroffene wurde ein Fußballstadion geöffnet.
Urlauber verlassen fluchtartig die Insel
Die vielen Touristen, die derzeit auf der Insel urlauben, erlebten eine Nacht der Angst. Die Behörden stellten im Hafen von Ischia und in Casamicciola Fähren bereit, um verschreckten Urlaubern und Besuchern ein Verlassen der Insel zu ermöglichen.
Zum Zeitpunkt des Bebens befanden sich 250.000 Touristen auf Ischia. Auch mehrere Bewohner der Insel verließen sie und zogen zu Verwandten. "Es war fürchterlich, wir wollen nur von hier weg", erzählte eine Frau. Die erste Fähre in Richtung Neapel legte bereits in den frühen Morgenstunden ab.
Mehr als 2600 Menschen obdachlos
"Da Beben war furchterregend", sagte die Gemeinderätin Donatella Migliaccio. Schiffe und Hubschrauber wurden bereitgestellt, um Verletzte ans Festland zu bringen. Mehr als 2600 Menschen sind seit dem Beben obdachlos, wie der Zivilischutz mitteilte. Die meisten wurden in einer Sporthalle in der Nähe von Casamicciola untergebracht.
Auch Angela Merkel urlaubt regelmäßig auf Ischia
Die Insel Ischia mit vulkanischem Ursprung ist bei Touristen sehr beliebt. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel macht dort regelmäßig Osterurlaub. Die Insel liegt in der Nähe der Phlegräischen Felder, die zu den weltweit wenigen Dutzend sogenannten Supervulkanen zählen. Im Jahr 1883 kamen bei einem Beben auf Ischia rund 2300 Menschen ums Leben.
Italien wird immer wieder von teils verheerenden Erdbeben heimgesucht. Vor fast genau einem Jahr, am 24. August, erschütterte ein schweres Beben die mittelitalienische Region um die Stadt Amatrice. 299 Menschen kamen dabei ums Leben.
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