Noch vor einigen Jahren hat Martin hinter einer Bar gearbeitet und dort Alkohol ausgeschenkt. Heute wäre das für den 40-jährigen Wiener unvorstellbar, denn er ist zum Islam konvertiert. Nur wenige Muslime in Österreich legen die Religion so streng aus, wie er es heute tut. Den Koran nimmt er wortwörtlich. Für Martin ist "das Wort Allahs fehlerfrei". Zwischen "haram", dem Verbotenen, und "halal", dem Erlaubten, spielt sich sein Leben ab. Sein Ziel: das Paradies.
Martin heiratete vor drei Jahren seine Frau Amela, die er vor der Ehe nur zwei Mal gesehen hatte. Beide lernten sich über die Moschee kennen. Amela ist Bosnierin und modelte, bevor sie zum Islam zurückkehrte. Sie hatte sogar einen großen Modelvertrag in der Tasche, doch lehnte diesen ab, da sie ihn als eine Prüfung durch Allah sah. Stattdessen trägt sie nun Kopftuch und hat es satt, "immer nur nach Äußerlichkeiten beurteilt zu werden".
Die ORF-"Am Schauplatz"-Reportage von Julia Kovarik gewährt noch tiefere Einblicke in das Leben des Wieners, der zum Islam konvertiert ist, und ist in der ORF-TVthek abrufbar.
Mit Trinkkumpan um Häuser gezogen
Hassan ist Martins bester Freund und kommt aus Tunesien. Gemeinsam mit Martin arbeitete er als Barkeeper und zog mit ihm spätnachts um die Häuser. "Das war alles sinnlos", sagt Hassan. "Wir waren beide auf der Suche nach irgendetwas. Das war kein Leben." Heute bezeichnet er sich stolz als Salafisten.
Will Jugendliche auf richtigen Weg führen
Hassan will sich vor allem um die Jugendlichen in der Moschee und den Parks kümmern, "um sie auf den richtigen Weg zu führen", wie er meint. Terrorismus hingegen verurteilt er. "Das sind Trottel, die sich in die Luft sprengen. Im Park gibt es einen Wettlauf zwischen mir und den Radikalen. Wer bekommt die Jugendlichen vorher: Ich oder der Hassprediger. Wenn sie vorher bei ihm waren, hab ich nachher viel zu tun."
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