Mehr als nur Filmkulisse: Weshalb nicht nur Brad Pitt und Co. Malta lieben, obwohl die Uhren hier im wahrsten Sinne des Wortes anders gehen.
Wetten, dass Sie vieles von Malta schon kennen, obwohl Sie noch nie da gewesen sind? Denn Hollywood liebt Malta. Viele Blockbuster wurden auf der Insel und den Filmstudios vor Ort gedreht. Brad Pitt scheint es hier besonders gut gefallen zu haben: "World War Z", "By the Sea" und "Troja" sind zum Teil hier entstanden. Und darauf sind die Maltesen sehr stolz. Wie wir auf unserer Überfahrt mit dem Wassertaxi, einem Luzzu - das sind die farbenfrohen traditionellen Fischerboote, die hier auf Malta in jedem Hafen anzutreffen sind -, von der Hauptstadt Valletta ins gegenüberliegende Vittoriosa, von unserem "Kapitän" erfahren. Ganz aufgeregt zieht Gerard ein kleines Fotoalbum aus der Tasche und zeigt uns Fotos mit Hollywood-Star Pitt als Achilles und erzählt Anekdoten der Dreharbeiten von 2003, als ob es erst gestern gewesen wäre.
Es ist verständlich, wieso Malta als Kulisse so beliebt ist
Kann Malta doch auf eine Tausende Jahre alte Geschichte voller verschiedener Einflüsse zurückblicken. Die beeindruckenden Tempelkomplexe von Hagar Qim (sie zählen genauso wie die Hauptstadt Valletta zum UNESCO-Weltkulturerbe), die vor 5000 Jahren entstanden sind, geben Archäologen immer noch Rätsel auf. "Niemand weiß genau, woher die Siedler kamen, wer sie waren und wohin sie dann plötzlich verschwunden sind. Es gibt keine schriftlichen Aufzeichnungen - wir können nur anhand der diversen Fundstücke raten, wie hier alles entstanden ist", erklärt uns Reiseführerin Jutta, eine gebürtige Deutsche, die vor 25 Jahren nach Malta ausgewandert ist.
Valletta
Aber auch die Phönizier und Araber haben ihre Spuren hinterlassen. Letztere auch die Sprache Maltesisch, die sich aus einem arabischen Dialekt entwickelt hat. Und von den Engländern, aus jüngster Vergangenheit (die Queen war bis 1974 Staatsoberhaupt), finden sich noch die Briefkästen und roten Telefonzellen im Stadtbild. Doch am deutlichsten spiegelt sich die Herrschaft der Johanniter wider. Ihnen ist sozusagen die komplette Hauptstadt Valletta zu verdanken. Sie wurde ab 1566 nach dem neuesten Stand der Militärarchitektur als Festungsstadt entworfen und galt zu ihrer Zeit als die modernste auf dem Reißbrett entworfene Stadt der Welt. Nächstes Jahr präsentiert sie sich als Kulturhauptstadt 2018 - an allen Ecken und Enden wird renoviert und restauriert, um sich aufpoliert und in neuem Glanz zu zeigen.
Ein Meisterwerk des Frühbarock, Caravaggios "Die Enthauptung Johannes des Täufers", ist in der Hauptkirche des Johanniterordens, der prunkvoll ausgestatteten St. John's Co-Kathedrale zu bewundern. Sie wurde ab 1573 errichtet. Ihr Innenraum strahlt nur so vor Golddekoration, und in den Boden sind unzählige Marmorgrabplatten der Ordensritter eingelassen, keine davon gleicht der anderen. Überhaupt findet sich auf Malta eine große Anzahl an Kirchen. Mindestens 365 sollen es sein - eine für jeden Tag des Jahres. Und an vielen hängen zwei Kirchturmuhren - doch nur eine davon zeigt die richtige Zeit. Die Legende besagt: Sie sollen den Teufel verwirren, damit er während der Gottesdienste die Gläubigen nicht belästigt.
In der mittelalterlichen alten Hauptstadt Mdina - auch "stille Stadt" genannt, da hier nur wenige Autos fahren dürfen -, die nach dem Bau Vallettas an Bedeutung verlor, lässt es sich gemütlich durch enge Gassen schlendern und eine kleine Zeitreise unternehmen. Historische Paläste, die St. Peter und Paul Kathedrale und vor allem der Blick von der alten Stadtmauer über die umliegende Landschaft bezaubern.
Gar nicht still geht es sonntags im kleinen Fischerdorf Marsaxlokk zu. Entlang der Hafenpromenade trifft sich halb Malta, um zu flanieren, durch den Sonntagsmarkt zu bummeln, hier ein traditionelles maltesisches Mittagessen zu genießen und dabei den leicht vor sich hinschaukelnden Booten zuzusehen. Wer es danach vielleicht etwas rasanter möchte, lässt sich bei Schönwetter, denn nur dann entfalten sich die wunderbaren Blau- und verschiedenen Türkistöne im kristallklaren Wasser, mit einem Luzzu durch die Blauen Grotten schippern.
Und was ist das perfekte Mitbringsel aus einem Malta-Urlaub? Kein Scherz: ein Playmobilmännchen! Denn sämtliche Playmobilfiguren sind waschechte Maltesen - sie werden auf der Insel hergestellt und reisen von hier aus in die ganze Welt.
Elisabeth Salvador, Kronen Zeitung
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