Stillgelegt Bohrlöcher in der Nordsee könnten eine deutlich größere Quelle von Methan, einem starken Treibhausgas, sein als bis dato angenommen. Das zeigen Messungen des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel. Demnach entweichen Jahr für Jahr Tausende Tonnen Methangas aus dem Sediment rund um alte Bohrlöcher. Weil die meisten davon in flachen Meeresgebieten liegen, kann das Gas durch das Wasser bis in die Atmosphäre gelangen.
Bei mehreren Expeditionen zu Öl- und Gaslagerstätten in den Jahren 2012 und 2013 haben die deutschen Forscher in der zentralen Nordsee rund um verlassene Bohrlöcher zahlreiche Methanaustritte entdeckt. Das Gas stammt aus flachen Gastaschen, die weniger als 1000 Meter unter dem Meeresboden liegen und bei Bohrungen zu tiefer liegenden, wirtschaftlich interessanten Lagerstätten einfach durchstoßen werden.
"Diese Gastaschen sind meistens auch keine Gefahr für die Bohrungen an sich. Aber offenbar sorgt die Störung des Untergrundes dafür, dass rund um das Bohrloch Gas zum Meeresboden aufsteigen kann", erklärt GEOMAR-Wissenschaftler Matthias Haeckel.
Seismische Daten vom Untergrund der Nordsee verrieten den Forschern zudem, dass rund ein Drittel der Bohrlöcher durch flache Gastaschen gebohrt wurden und somit die Bedingungen erfüllen, um Methanquellen in der Umgebung zu erzeugen. "Bei mehr als 11.000 Bohrungen in der Nordsee ergibt das eine entsprechend große Menge an potenziellen Methanquellen", sagt die Hauptautorin der Studie, Lisa Vielstädt.
Hochrechnungen hätten ergeben, dass entlang der existierenden Bohrlöcher zwischen 3000 und 17.000 Tonnen Methan pro Jahr aus dem Meeresboden austreten, so die Forscher. "Das wäre ein signifikanter Anteil am gesamten Methanbudget der Nordsee", betont Haeckel.
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