Der US-Traktorhersteller John Deere hat 305 Millionen US-Dollar in eine junge Firma investiert, die hochmoderne Maschinensicht für landwirtschaftliche Roboter entwickelt. Damit rückt die Vision vom intelligenten Traktor, der das Feld automatisch bestellt und ganz nebenbei den Pestizideinsatz senken soll, in greifbare Nähe.
Das Traditionsunternehmen John Deere hat einen langen Weg hinter sich: 1837 als Hersteller von Handwerkzeugen gegründet, gehört die US-Firma heute zu den größten Landmaschinenkonzernen der Welt. Nun kam die Ankündigung, mehr als 300 Millionen US-Dollar in die erst sechs Jahre alte kalifornische Firma Blue River Technology mit 60 Mitarbeitern zu investieren.
Der langfristige Plan von John Deere: Am Acker der Zukunft ist der Bauer Herr über autonome Maschinen, die mit GPS-Navigation und ausgeklügelter Maschinensicht nicht nur vollautomatisch das Feld bestellen, sondern auch umweltfreundlicher agieren als der Mensch. GPS-gesteuerte Traktoren und Mähdrescher gibt es bei John Deere bereits, mit dem Kauf von Blue Vision kommt nun der nächste Schritt: Maschinensicht und künstliche Intelligenz.
Maschinensicht gegen resistentes Unkraut
Blue Vision hat sich nämlich einem besonders in den USA wachsenden Problem verschrieben: Durch exzessiven Pestizideinsatz in der Landwirtschaft wächst auf den Äckern immer mehr resistentes Unkraut. Indem die Roboter von Blue Vision das Feld detailgenau abfilmen und mit Maschinensicht bzw. künstlicher Intelligenz erkennen, was eine erwünschte Nutzpflanze und was unerwünschtes Unkraut ist, lässt sich der Pestizideinsatz drastisch senken. Statt ganze Felder zu besprühen, wird die Unkrautvernichtung zum Präzisionseingriff.
Wie "Wired" berichtet, können die Systeme Unkraut identifizieren und nur einen briefmarkengroßen Bereich am Feld, auf dem tatsächlich Unkraut wächst, mit Pestiziden besprühen. Weil so weniger Unkrautvernichtungsmittel eingesetzt wird, entwickeln sich auch nicht so schnell Resistenzen. Beim Salatanbau in den USA ist das System - die vorhandenen Roboter sind als Anhänger ausgeführt und werden vom Traktor über das Feld gezogen - bereits auf jedem zehnten Acker im Einsatz. Als nächstes will man den Baumwollanbau erobern.
John Deere hat beträchtliche Ressourcen
Im Zusammenschluss mit John Deere könnte das schnell gehen: Der börsennotierte Traktorgigant mit fast 60.000 Mitarbeitern hat laut Jahresbericht 2016 allein im Vorjahr 1,52 Milliarden US-Dollar verdient - und das in einem schlechten Jahr. Damit verfügt das Unternehmen über beträchtliche Mittel, um die Entwicklung autonom navigierender und durch den Zukauf von Blue Vision künftig auch in zunehmendem Maße intelligenter Landmaschinen zu finanzieren.
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