Sie gleichen sich wie Zwillinge, spielen aber für verschiedene Länder und nun erstmals gegeneinander: Wenn der um 14 Monate ältere Valon Berisha (23) mit Salzburg auf seinen Bruder Veton, Rapids Neo-Stürmer, trifft, wird es emotional.
Wer war der Chef bei euch im Kinderzimmer?
Veton: Ich nicht. Du warst ja der Stärkere. Auch wenn wir oft gekämpft haben. Das hat mich abgehärtet.
Valon: Ich war ja auch der Ältere. Du hattest Respekt vor mir. Gut so (grinst).
Wer ist im Streitfall zur Mama raunzen gegangen?
Valon: Wir haben nicht viel gestritten, ehrlich!
Veton: Stimmt. Und wenn, haben wir alles zwischen uns ausgemacht. Alles war ein Duell.
Wobei hat sich der jüngere Bruder durchgesetzt?
Valon: Er hat mehr Tore gemacht, aber nur, wenn ich sie ihm aufgelegt habe.
Veton: Und beim Nintendo habe ich auch manchmal gewonnen.
Seid ihr euch bei Mädels in die Quere gekommen?
Veton: Nein, wir haben einen anderen Geschmack.
Valon: Und Veton hatte sein "Revier" in seiner Klasse gehabt, ich meines.
Gab’s früher andere heikle Gebiete?
Veton: Eigentlich nirgends. Kleidung, Autos, Musik, Hip-Hop und RnB - eigentlich sind wir ziemlich gleich. Wir sind auch beide Spaßvögel.
Valon: Wir haben extrem viel Zeit miteinander verbracht - wir waren und sind nicht nur Brüder, sondern auch Freunde.
War es ein Vor- oder Nachteil, gemeinsam bei einem Klub zu spielen wie bei Viking Stavanger?
Veton: Weder noch. Aber wenn wir unter uns sein wollten, haben wir einfach Albanisch gesprochen.
Valon: Daran kann ich mich auch noch erinnern, ja! Auf dem Feld war Albanisch ein großer Vorteil - damit haben wir Gegner überlisten können. Außerdem kenne ich Veton auswendig.
Was bedeutet euch Familie?
Valon: Das Wichtigste im Leben nach Gesundheit. Respekt ist uns auch wichtig, etwa vor den Eltern.
Veton: Alles, sonst würde es mich gar nicht geben.
Ihr spielt für getrennte Länder - warum?
Veton: Wir haben lange diskutiert, dann entschieden, dass wir für beide spielen. Ich habe große Gefühle für den Kosovo, aber in Norwegen bin ich groß geworden.
Valon: So kann man es sagen. Wir wollten beide Länder repräsentieren. So können wir auch beiden Nationen etwas zurückgeben.
Was unterscheidet Red Bull von Rapid?
Veton: Ich spiele lieber in einem vollen Stadion mit einer tollen Atmosphäre.
Valon (lacht): Wir haben zuletzt viermal das Double geholt - in Serie. Rapid ist der große Verein, wir sind der erfolgreiche.
Wer ist der bessere Fußballer von euch?
Veton: Ich nicht, so ehrlich muss man sein.
Valon: Ich werde nur gut über dich reden. Du bist ein richtiger Arbeiter, vielleicht kein typischer Stürmer, der im 1:1 seine großen Stärken hat. Du wirst deine Tore machen - aber nicht gegen uns!
Wie schaut’s mit Fouls aus, macht das beim eigenen Bruder einen Unterschied?
Valon: Gar nicht. Es gibt nur Vollgas.
Veton: Ich werde bei dir auch voll durchziehen. Mit 50 Prozent geht nichts.
Ihr telefoniert täglich, auch vor dem Spiel?
Veton: Funkstille geht nicht, aber ich werde mich nicht ausfragen lassen.
Valon: Ich sehe kein Problem, einen Tag vorm Spiel zu sprechen.
Wer gewinnt?
Veton: Wir, weil wir richtig gut Fußball spielen.
Valon: Ich respektiere, dass du gewinnen willst. Aber vergiss nicht, gegen wen du spielst!
Rainer Bortenschlager und Valentin Snobe, Kronen Zeitung
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