Von 0 auf 400 km/h in 42 Sekunden wäre schon nicht schlecht für ein Serienauto. Oder überhaupt für ein Auto. Doch der Bugatti Chiron stand nach dieser Zeit bereits wieder, nachdem er die 400 erreicht hatte. Weltrekord für Serienfahrzeuge (oben die Fahrt im Video!). Am Steuer: Ex-Formel-1-Star Juan Pablo Montoya, der nach der wilden Fahrt recht entspannt ausstieg. Er trug nicht einmal den für Rekordfahrten üblichen Helm.
"Es ist absolut beeindruckend, wie stabil und souverän der Chiron ist", meinte er hinterher. "Beschleunigung und Bremsverhalten sind einfach unglaublich!"
Zuvor hatte er mit dem für Bugatti typischen Top Speed Key den Top Speed Modus aktiviert, der erlaubt, einen Chiron schneller als 380 km/h zu fahren.
Ein Signalton erklingt. Mit dem linken Fuß tritt er kräftig auf das Bremspedal. Montoya legt den ersten Gang ein. Dann aktiviert er die Launch Control. Das digitale Display links neben dem Tacho bestätigt die Eingabe des Kommandos. Montoya gibt mit seinem rechten Fuß maximalen Druck auf das Gaspedal. Der 8-Liter-W16-Motor läuft mit 2.800 Umdrehungen pro Minute. Die gewaltigen Turbolader fahren hoch. Montoya nimmt den Fuß von der Bremse. Die vier angetriebenen Räder des Chiron packen den Asphalt, mit maximalem Drehmoment schießt der Wagen nach vorn. Die Traktionskontrolle stellt sicher, dass die Räder nicht durchdrehen.
Für maximale Beschleunigungswerte beim Anfahren ohne "Turboloch" startet der Chiron erst einmal nur mit zwei Turboladern. Erst bei ca. 3800 Umdrehungen werden die übrigen zwei Turbolader dazu geschaltet.
Auch die neuen Hochleistungsreifen, die Bugatti erneut mit seinem strategischen Reifenpartner Michelin entwickelt hat, müssen jetzt extremen Belastungen standhalten. Aus einem Gramm Gummi werden bei einer Geschwindigkeit von 400 km/h durch die Fliehkräfte 3.600 Gramm. Und ein Reifenventil, das bei Fahrzeugstillstand 18,3 Gramm wiegt, wird dann mit circa 45 Kilogramm zu einem "Schwergewicht".
Von Null auf 400 km/h in 32,6 Sekunden
Ganze 32,6 Sekunden und gerade einmal 2621 Meter später erreicht der Chiron die 400 km/h-Schwelle. Juan Pablo Montoya leitet die Vollbremsung ein. Nur 0,8 Sekunden nach Betätigung der Bremse fährt der 1,50 Meter breite Heckflügel in einen Anstellwinkel von 49 Grad aus und wird damit zur Airbrake, die den Chiron abbremst. Im Top-Speed-Modus bewirkt die Airbrake bei 400 km/h eine Zunahme des aerodynamischen Abtriebs von ca. 900 kg an der Hinterachse. Im Moment der Vollbremsung bei 400 km/h mit einem Chiron wirken Kräfte von etwa 2 g auf Fahrzeug und Fahrer, wie sie ungefähr beim Start des Space Shuttle entstehen.
Die Bremsen des Chiron bringen mit ihren speziellen Carbon-Keramik-Bremsscheiben (Durchmesser 420 mm vorn, 400 mm hinten) und eigens für Bugatti entwickelten Bremssätteln, die an der Vorderachse über jeweils acht und an der Hinterachse über jeweils sechs Titankolben verfügen, jetzt absolute Höchstleistung. Nach 9,3 Sekunden und 491 Metern kommt der Chiron zum Stehen.
Das GPS-basierte Messgerät V-Box 3i der anwesenden Gutachter vom international tätigen unabhängigen Prüf- und Zertifizierungsunternehmens SGS/TÜV Saar zeigt 41,96 Sekunden an. Zurückgelegt hat der Chiron in dieser Zeit eine Strecke von nicht mehr als 3.112 Metern.
Nach dem Rekord ist vor dem Rekord
Bugatti plant, 2018 einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord zu fahren und damit den noch bestehenden Rekord des Veyron 16.4 Super Sport aus dem Jahr 2010 mit einer Spitzengeschwindigkeit von 431,072 km/h zu überbieten.
Am Rande bemerkt: 300 des auf 500 Fahrzeuge limitierten Chiron sind bereits verkauft. Der Preis: nicht unter 2,4 Millionen Euro.
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