Es fiel ihm schwer, dem Prozess am Innsbrucker Gericht zu folgen. Gezeichnet von Jahrzehnte langer Drogensucht saß ein 39-Jähriger am Dienstag vor dem Schöffensenat. Mit einer Pistole bewaffnet und mit einem Strumpf maskiert hatte der Unterländer eine Wörgler Apotheke überfallen. Wegen ein paar Tabletten.
Seit vielen Jahren steckt der 39-Jährige im Drogensumpf. Doch entgegen vieler seiner Leidensgenossen hatte es der Unterländer immer geschafft, zumindest der Beschaffungskriminalität aus dem Weg zu gehen. Bis zum 15. Mai. Und an diesem Tag schlug er "ordentlich" zu. Nicht mit einem kleinen Diebstahl oder einem Einbruch - sondern mit einem bewaffneten Überfall!
Kurz vor 15 Uhr betrat der 39-Jährige eine Apotheke in Wörgl, bewaffnet mit einer Gaspistole und maskiert mit einem Strumpf, den er sich über den Kopf gezogen hatte. Er ging auf die Angestellte zu und sagte "Ich brauch bitte Substitol, ich möchte niemand etwas tun."
"Ich hatte solche Schmerzen, ich brauchte etwas"
Die Frau übergab ihm ein paar Tabletten und damit war der Täter zufrieden. "Ich habe dann auf dem Weg nach Hause den Polizeihubschrauber gesehen, da hab ich Pistole und Strumpf weggeworfen", erzählte der Mann am Dienstag am Landesgericht. Auch über das Motiv klärte er auf: "Ich hatte solche Schmerzen, und meine verschriebenen Medikamente helfen nicht", sagte er sinngemäß. Er habe unbedingt stärkere gebraucht, die er aber auf legalem Weg nicht bekommen habe.
Ihm tue die Sache fürchterlich leid, er sei in einer Ausnahmesituation gewesen, versuchte er weiter zu begründen. Der Schöffensenat verhängte - bei einem Strafrahmen von bis zu 15 Jahre - vier Jahre Gefängnis. Nicht rechtskräftig.
Mit dem 39-Jährigen saß auch dessen Lebensgefährtin (51) auf der Anklagebank. Sie hatte ihm ein falsches Alibi gegeben. Wegen Falschaussage muss sie 1440 Euro Geldstrafe bezahlen. Die 51-Jährige nahm das Urteil an und bat um Ratenzahlung.
Stefan Ruef, Kronen Zeitung
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