Mehr als 220 Tote
Mexiko: Kinder nach Erdbeben unter Schule begraben
Kurze Zeit nach dem jüngsten Erdbeben in Mexiko mit beinahe 100 Toten hat es in der Nacht auf Mittwoch im Süden des Landes wieder gebebt. Mehr als 220 Menschen kamen dabei ums Leben. Die Erdstöße waren auch in der Hauptstadt deutlich zu spüren: Gebäude stürzten ein, manche standen in Flammen. Einwohner der 20-Millionen-Metropole Mexiko-Stadt liefen in Panik auf die Straße. Viele graben mit bloßen Händen in den Trümmern, um Verschüttete zu bergen. Für den gesamten Großraum wurde Katastrophenalarm ausgelöst.
Bei dem verheerenden Erdbeben, das sich genau am Jahrestag der Erdbebenkatastrophe von 1985 ereignete, seien mindestens 224 Menschen getötet worden, sagte Innenminister Miguel Angel Osorio Chong am frühen Mittwochmorgen. Demnach wurden bisher alleine über 100 Tote in Mexiko-Stadt gezählt, mehr als 50 im Bundesstaat Morelos und rund 40 in Puebla. Da gerade in der Hauptstadt viele Gebäude eingestürzt sind, wurde mit weiteren Todesopfern gerechnet.
Die Stärke des Bebens wurde von der US-Erdbebenwarte USGS mit 7,1 angegeben. Das Zentrum lag demnach bei Axochiapan, rund 130 Kilometer südöstlich von Mexiko-Stadt, einer der größten Metropolen der Welt. Das Beben verursachte schwere Schäden an Hunderten Gebäuden in den betroffenen Gebieten, Millionen Menschen sind ohne Strom.
In Mexiko-Stadt wurden Abertausende Menschen in Sicherheit gebracht. Mexikos Präsident Enrique Pena Nieto ordnete auch die Evakuierung aller Spitäler an, die Schäden davongetragen haben. Patienten würden in andere Krankenhäuser verlegt. In Puebla mussten sogar zwei Gefängnisse evakuiert werden. Die Gefangenen sollen in eine Einrichtung rund 150 Kilometer südlich von Mexiko-Stadt verlegt werden - inmitten des Erdbeben-Chaos musste dafür ein streng gesicherter Konvoi organisiert werden.
Kinder unter eingestürzter Schule begraben
In der Hauptstadt stürzte zudem eine Schule ein - zahlreiche Kinder sind unter den Trümmern begraben, mindestens acht Kinder und eine Lehrerin kamen ums Leben. Wie der TV-Sender Televisa berichtete, hätten die Rettungskräfte Geräusche möglicher Überlebender gehört und würden versuchen, sie zu bergen. "Wir schätzen, dass noch zwischen 30 und 40 Menschen in den Trümmern gefangen sind. Wir hören aber Stimmen, einige sind noch am Leben", sagte ein Helfer. In der Schule "Enrique Rebsamen" war auch ein Kindergarten untergebracht. "Wir können keine Maschinen einsetzen", sagte Innenminister Chong. Die Retter versuchen mit Spitzhacken und Händen zu den Verschütteten vorzudringen.
Für 14 Millionen Schüler fällt Unterricht aus
Für rund 14 Millionen Schüler im ganzen Land fällt der Unterricht vorerst aus. Das teilte Bildungsminister Aurelio Nuno mit Blick auf notwendige Untersuchungen mit - mehrere Schulen wurden schwer beschädigt. "Die Sicherheit der Kinder, Jugendlichen und Lehrer hat Priorität", betonte der Minister. In insgesamt neun Bundesstaaten sowie in Mexiko-Stadt sei der Schulunterricht daher vorerst ausgesetzt worden.
"Ich kann nicht aufhören zu weinen"
Viele Einwohner von Mexiko-Stadt stehen unter Schock. "Ich kann nicht aufhören zu weinen, es ist der gleiche Albtraum wie 1985", sagte die 52-jährige Georgina Sanchez, die sich ins Freie geflüchtet hatte. "Das Beben war ziemlich stark, die Gebäude haben gewackelt", berichtete der 43-jährige Alfredo Aguilar. "Die Leute sind losgerannt."
Nach Angaben der Zivilschutzbehörden wurden Menschen in brennenden Häusern eingeschlossen, andere Gebäude stürzten ein. Überlebende flohen in Panik.
Augenzeugenvideo: So heftig bebte die Erde in Mexiko-Stadt
Die Behörden warnten die Hauptstadtbewohner vor geborstenen Gasleitungen und forderten sie auf, wegen der Explosionsgefahr nicht zu rauchen.
Auf Twitter wurden Bilder veröffentlicht, die die Wucht des Erdbebens samt Rauch- und Staubwolken zeigen. Von einem Hochhaus fielen Fassadenteile zu Boden, in Straßen waren dicke Risse im Asphalt zu sehen.
Erschütterungen während Erdbebenübung
Das Beben ereignete sich auf den Tag genau 32 Jahre nach der Erdbebenkatastrophe von 1985, bei dem in Mexikos Hauptstadt mehr als 10.000 Menschen getötet worden waren. Als die Einwohner in Mexiko-Stadt am Dienstag die Erschütterungen spürten, fand gerade eine Erdbebenübung anlässlich des Jahrestages des verheerenden Bebens statt. Einige Menschen, die an der Großübung teilgenommen hatten, mussten medizinisch versorgt werden.
Mexiko befindet sich in einer der weltweit aktivsten Erdbebenzonen. Der Großteil der Landmasse liegt auf der sich westwärts bewegenden nordamerikanischen Erdplatte. Unter diese schiebt sich die langsam nach Nordosten wandernde Cocosplatte. Der Boden des Pazifischen Ozeans taucht so unter die mexikanische Landmasse ab. Das führt immer wieder zu Erschütterungen an der Südküste Mexikos.
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