Google stärkt sich mit Experten des Smartphone-Herstellers HTC und lässt dafür 1,1 Milliarden Dollar (916 Millionen Euro) springen. Der Branchenpionier aus Taiwan tritt die Hälfte der Mitarbeiter seiner Forschungs- und Entwicklungsabteilung (rund 2000 Beschäftigte) an den Internetkonzern ab und bekommt dadurch dringend benötigten finanziellen Spielraum.
HTC gehörte zu den Pionieren im Smartphone-Markt. Zuletzt sanken die Marktanteile der Firma aber drastisch unter dem Druck chinesischer Konkurrenten wie Huawei, ZTE oder Xiaomi sowie des Marktführers Samsung bei teuren Modellen. Das drückte HTC immer wieder in rote Zahlen. In den vergangenen Monaten wurde deshalb bereits mehrfach spekuliert, HTC könnte den Smartphone-Bereich abspalten - oder aber auch sein VR-Geschäft.
Der Milliardendeal mit Google gibt HTC nun mehr finanziellen Spielraum, um beide Geschäftsbereiche fortzuführen. Der Hersteller betonte, dass das nächste Smartphone-Modell in Arbeit sei. Auch an der zweiten Säule des Geschäfts, der Virtual-Reality-Brille Vive, hält HTC fest.
Anfang Oktober werden unter der Marke Google neue "Pixel"-Modelle erwartet, von denen zumindest ein Teil wieder von HTC kommen soll. Mit den wechselnden HTC-Mitarbeitern habe man bereits bei der Entwicklung der hauseigenen "Pixel"-Smartphones zusammengearbeitet, erklärte Googles Hardware-Chef Rick Osterloh in einem Blogeintrag in der Nacht auf Donnerstag.
Deal unterstreicht Googles Ambitionen im Hardware-Geschäft
Der Internetkonzern betonte zuletzt immer wieder, es mit dem eigenen Hardware-Geschäft ernst zu meinen. Neben Smartphones gehört zum Angebot auch der smarte Lautsprecher Google Home, von dem es demnächst laut Leaks eine kleinere Version geben soll. Zugleich muss der Konzern aufpassen, nicht die vielen Hersteller von Geräten mit seinem Mobil-System Android zu verärgern.
Auch Lizenzen auf HTC-Patente gesichert
Als Teil des Deals bekommt Google auch eine Lizenz auf HTC-Patente. Google hatte einst auf dem Höhepunkt des Patentstreits der Android-Welt mit Apple im Jahr 2012 den US-amerikanischen Handy-Pionier Motorola für 12,5 Milliarden Dollar gekauft. Keine zwei Jahre später wurde Motorola für 2,9 Milliarden Dollar an den chinesischen PC-Hersteller Lenovo weitergereicht, Google behielt aber einen Großteil der Patente.
Wegen Motorola soll es unter anderem Spannungen mit Samsung gegeben haben, weil der Smartphone-Marktführer über die Konkurrenz durch den Android-Entwickler Google unglücklich gewesen sei.
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