Entsetzen in den USA

Gehörloser reagierte nicht: Von Polizei erschossen

Ausland
22.09.2017 06:58

Im US-Staat Oklahoma herrscht Entsetzen nach dem Tod eines 35-jährigen Gehörlosen. Er wurde im Zuge eines Polizeieinsatzes erschossen, weil er Aufforderungen nicht nachgekommen war, eine Eisenstange, die er in der Hand hielt, auf den Boden zu legen. Trotz Schreien und Versuchen von Nachbarn, die Polizei auf die körperliche Einschränkung von Magdiel Sanchez aufmerksam zu machen, sollen mehrere Schüsse abgegeben worden sein. Am Ende lag Sanchez vor seiner Haustür tot am Boden. Die Polizei von Oklahoma City ist nun im Kreuzfeuer der Kritik.

Der tödliche Zwischenfall ereignete sich am Dienstagabend. Die Polizei war auf der Suche nach einem Fahrerflüchtigen. Im Zuge der Fahndung traf eine Streife Sanchez auf der Terrasse seines Hauses an. Der 35-Jährige hielt eine etwa 60 Zentimeter lange Metallstange in der Hand, die die Polizisten für eine Waffe hielten.

Daraufhin forderte ein mit einem Elektroschocker ausgestatteter Leutnant Verstärkung an. Sanchez reagierte nicht auf die Aufforderung, die vermeintliche Waffe fallen zu lassen, sondern ging sogar auf die Beamten zu. Einer der beiden Polizisten setzte einen Taser ein, der andere schoss dagegen scharf. Sanchez starb vor seinem Haus. Zuvor hatten Nachbarn nach eigenen Angaben noch versucht, das Drama zu verhindern, und geschrien: "Er kann Sie nicht hören!"

"Es schien, als seien sie gekommen, um ihn zu erschießen"
Nachbarn zeigten sich der "New York Times" gegenüber bestürzt über den Vorfall. "Es schien, als seien sie nur gekommen, um ihn zu erschießen", zitierte die Zeitung Anrainer Julio Rayos. "Das passierte so schnell." Der gehörlose Mann sei bekannt dafür gewesen, bei Spaziergängen immer das Metallrohr bei sich zu tragen, um streunende Hunde zu vertreiben. Die Polizei untersucht nun den Vorfall und muss sich gleichzeitig gegen heftige Kritik wehren. Die Untersuchungen werden sich aber nicht so leicht gestalten, weil die Beamten keine Bodycams trugen.

Julio Rayos versuchte vergeblich, das Leben seines Nachbarn zu retten. (Bild: AP)
Julio Rayos versuchte vergeblich, das Leben seines Nachbarn zu retten.

Die Bürgerrechtsorganisation ACLU und die Gehörlosen-Vereinigung der Stadt äußerten Unverständnis. "Ich weiß nicht, wie die Situation so schnell eskalieren konnte", sagte JR Reininger, einer der Vertreter der Gehörlosen-Vereinigung, dem Sender KWTV. Er forderte eine bessere Ausbildung der Sicherheitskräfte.

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