"Ich hatte viele schlaflose Nächte, ehe mir klar war, dass ich es wage", sagt Claudia Gams. Die Lehrerin aus Ebensee ließ sich karenzieren, um sich den Traum von der Selbstständigkeit erfüllen zu können - und ist nun Hutmacherin. Aus unserer "Krone"- Serie "Frau sein in Oberösterreich".
Das ganze Haus ist voller Hüte", sagt Claudia Gams und lacht. Mit dem Sticken von Goldhauben und dem Nähen von Perlentaschen hat sich die gebürtige Innviertlerin einst ihr Studium für Germanistik und Geschichte finanziert. Vor mittlerweile 17 Jahren hat es sie der Liebe wegen nach Ebensee verschlagen, wo die Historikerin bis vor kurzem noch im Schulzentrum unterrichtet hat.
Atelier zu Hause
Nach einer Krankheit, die sie gut überstanden hat, ließ sie sich als Lehrerin karenzieren, um sich selbstständig zu machen. "Ich hatte viele schlaflose Nächte, ehe mir klar war, dass ich es wage", erinnert sich die 45-Jährige, die seit 1. Juli als Modistin ihr Geld verdient. Daheim hat sie sich ihr Atelier eingerichtet, mit Holzformen, Hutdehner und der Unterstützung ihres Mannes, der zu Beginn skeptisch war.
Lehrabschluss nächstes Jahr
In Graz absolviert Gams bei einer Meister-Modistin die Ausbildung und wird nächstes Jahr den Lehrabschluss machen. "Auslernen tut man ja nie", meint die Mutter von zwei Söhnen, die nun ganz in ihrem Element ist. Vintage-Materialien, Stroh, Blüten aus Leder, Seide - es gibt fast nichts, was Gams nicht verarbeitet. "Es ist wirklich alles Handarbeit", betont sie. Gams arbeitet von zu Hause aus, macht Termine nach Vereinbarung und hat dafür die Internetseite www.diehutmacherin.at eingerichtet.
Fascinators wie bei Prinzessin Kate
Der Kreativ-Job, die Selbstständigkeit - das fühlt sich einfach richtig an. "Ich habe viele Ausbildungen - jetzt tu’ ich’s einfach." Verzierte Haarreifen und so genannte Fascinators, wie sie Briten-Prinzessin Kate gerne trägt, hat sie auch im Sortiment. "Es muss nicht immer ein Hut sein", lächelt sie. Ihre schönsten Momente? "Wenn jemand sagt, dass er kein Hutgesicht hat, dann doch einen Hut probiert und erkennt, dass er gut passt", erzählt Gams.
STECKBRIEF CLAUDIA GAMS
Am liebsten bin ich:
An inspirierenden Orten.
Welche drei Dinge habe ich immer bei mir, wenn ich unterwegs bin?
Notizheft, Smartphone, Wasserflasche.
Wenn ich einen Tag in meinem Leben wiederholen könnte, welcher wäre das?
Als ich nach einer Erkrankung wieder zu 100 Prozent sehen konnte und mein Körper gesund war.
Mein Ansporn:
In Österreich Hüte und Kopfbedeckungen wieder populär machen.
Der Rat, den ich meinem 18-jährigen Ich geben würde:
Verwirkliche deine Ideen und Träume und folge deiner inneren Stimme.
Wovor fürchte ich mich?
Davor, jemanden zu verlieren, der mir wichtig ist.
Wen bewundere ich?
Menschen, die das machen, was sie für ihre Berufung halten.
Was macht mich wirklich glücklich?
Meine Familie.
Welche Eigenschaften schätze ich an anderen Menschen?
Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft.
Barbara Kneidinger, Kronen Zeitung
Mehr zur Serie "Frau sein in Oberösterreich":
*) Zwischen Mode und Minimalismus
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