Salzburger Nockerln

Stella spielt Anna an die Wand

Salzburg
29.09.2017 22:00

Julian Pölsler verfilmt nach "Die Wand" erneut einen Marlen Haushofer-Roman: Premiere ist heute im Das Kino

Mit seiner Verfilmung von Marlen Haushofers Roman "Die Wand" lockte Julian Pölsler in Österreich 100.000 und in Deutschland eine halbe Million Besucher in die Kinos. Dass auch "Wir töten Stella", dessen Vorlage ebenfalls aus der Feder der oberösterreichischen Autorin stammt, ein Erfolg wird, davon ist auszugehen. Zum einem übernimmt auch diesmal die deutsche Mimin Martina Gedeck die Hauptrolle, und zum anderen dreht sich in dem Streifen, der heute im Das Kino Premiere feiert, alles um Beziehungsprobleme, und mit denen hat schließlich jeder zu kämpfen.

Kurz zum Inhalt: Die junge Stella (Mala Emde) wird von Annas (Gedeck) Ehemann Richard (Matthias Brandt) verführt, geschwängert, zur Abtreibung gezwungen und letztendlich in den Selbstmord getrieben. Anna, die stets den schönen Schein der Vorzeigefamilie wahren will, fühlt sich mitschuldig und versucht durch das Niederschreiben von Stellas Geschichte ihre Seele zu reinigen

"Anna ist eine einsame Heldin, die das Unbegreifbare und Unbeschreibbare in ihrer Niederschrift versucht zu beschreiben. Dies filmisch umzusetzen war durchaus kein Leichtes. Ich hatte es mit einer völlig passiven Heldin zu tun, deren Zerrissenheit, Gespaltenheit und Suche nach der Wahrheit sich großteils in ihrem Inneren abspielt. Sie führt quasi einen inneren Krieg und stößt dabei an ihre Grenzen, ihre inneren Wände, aus denen es kein Entkommen gibt", so Pölsler, der "Stella" als eine Art Vorlage zur "Wand" sieht. "Diese schrecklichen Wände, die Anna in ihrer Beziehung umstellen, sind ähnlich jenen Wänden, die sie dann im Wald erlebt."

An Haushofer, die "Wir töten Stella" tatsächlich fünf Jahre vorher 1958 verfasste und die beiden Romane mit "Die Mansarde" vollendete", schätzt Pölsler insbesondere ihre präzise Sprache. "Für mich steht sie völlig zu Unrecht im Schatten von Bachmann und anderen Autorinnen ihrer Zeit. Haushofer hat einen gebührenden Platz in der österreichischen Literatur verdient, und ich hoffe mit meinem filmischen Werk einen Teil dazu beizutragen. Außerdem fasziniert es mich als Mann in diese Frauenwelt vorzudringen, und so Dinge, die mir sonst verschlossen bleiben, besser zu begreifen!" Deshalb nimmt er sich in seinem nächsten Projekt mit Christine Lavant auch einer starken Frau an - er verfilmt ihre Erzählung "Das Wechselbälgchen". Zuvor inszeniert er aber im Theater in der Josefstadt Ferdinand von Schirachs Gerichtsstück "Terror". Den diesjährigen Festspiel-Redner hat er im übrigen für eine Regiebesprechung in der Mozartstadt getroffen. "Ich bin ein großer Festspiel-Freund und Salzburg-Fan. Meine zwei Brüder leben hier, außerdem haben wir auch Szenen für ,Die Wand’ im Lammertal gedreht!"

Diesmal fiel in Gosau die Klappe: "Von dort hatte ich den direkten Blick auf den Gosaukamm und somit fast ins benachbarte Salzburg", lacht der gebürtige Steirer, der sich auch für die Verfilmung von Alfred Komareks Krimiromane "Polt" verantwortlich zeigt. "Im nächsten Fall, der vermutlich im Herbst ausgestrahlt wird, steht Erwin Steinhauer Iris Berben zur Seite. Eine tolle und auch sehr starke Frau, in die ich mich sofort verliebt habe", verrät er mit einem Augenzwinkern.

Privat bleibt dem Regisseur kaum Zeit für eine Beziehung. "Dafür steht mir aber Lux, der Hund aus der ,Wand’ seit acht Jahren zur Seite. Ein treuer und sehr verlässlicher Partner."

Tina Laske, Kronen Zeitung

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