Ein außergewöhnliches Museum in einem futuristischen Haus: Mit dem "Paneum" in Asten setzte Backaldrin-Boss Peter Augendopler der uralten Brotkultur und der Bäcker-Zunft ein Denkmal. Gilt es ab Samstag rund 1200 ausgestellte "Schätze" aus 9000 Jahren zu entdecken.
Ein silbernes Wolkenschiff oder die Arche Noah? Die futuristische Architektur des von Professor Wolf D. Prix vom weltbekannten Wiener Architektenbüro Coop Himmelb(l)au konzipierten Gebäudes versinnbildlicht, dass dieses "Paneum" ein einzigartiges Museum sein muss.
"Jedes Objekt steht für Leidenschaft zum Brot"
Und das ist "Die Wunderkammer des Brotes" mit ihren rund 1200 ausgestellten "Schätzen" aus 9000 Jahren auch. "Jedes einzelne Objekt steht für die Leidenschaft zum Brot und dafür, dass sich seiner Faszination über Tausende Jahre bis heute niemand entziehen konnte", so Backaldrin-Boss Peter Augendopler mit leuchtenden Augen über sein "Paneum". Seit knapp 30 Jahren sammelt der Eigentümer des in 110 Ländern erfolgreichen Backmittelproduzenten Backaldrin historisches Kulturgut rund ums Brot und Backen aus aller Welt.
Buch überlebte Terroranschläge
Um die 15.000 Exponate umfasst Peter Augendoplers welt- und zeitumspannende Privatsammlung. Und zu fast jedem weiß der Vollblutunternehmer und "leidenschaftliche Bäcker", wie er sich apostrophiert, eine Geschichte zu erzählen. Wie über das Buch der Bäckerbruderschaft von Padua, an dem ab 1461 rund 169 Jahre lang geschrieben wurde und das 2001 die Terroranschläge aufs New Yorker World Trade Center glücklicherweise überlebte.
Madonna aus 1500
Augendoplers Lieblingsobjekt ist ein unscheinbares Mehlsieb aus dem Jahr 1805, auf dessen Unterseite ein Bäcker die Muttergottes von Mariazell malen ließ. "Stellen Sie sich vor, dieser Bäcker hat täglich sein Mehl durch die Muttergottes gesiebt", schwärmt er begeistert und führt die "Krone" weiter zu einer Madonna im Ährenkleid, die ein unbekannter oberösterreichischer Meister um 1500 aus Lindenholz geschnitzt hat.
Käfig zum "Bäckerschupfen"
Faszinierend im "Paneum" sind die vielen Objekte aus unserem Land ob der Enns - wie etwa ein Käfig der bis 1773 zum "Bäckerschupfen" - eine Strafe, wenn das Brot zu wenig wog - in der Donau verwendet wurde. Oder ein 500 Jahre alter, schmiedeeiserner Brotausleger aus Steyr, und der Bäcker-Lehrbrief des Ignaz Fürdtmoser "aus der Hochgräflichen Stadt Eferding" von 1737, auf dem steht, dass dessen ärgste Leidenszeit vorbei sei!
Lebensmittel und Auferstehung
Brot wird seit rund 8000 Jahren aus Getreide, Mehl und Wasser gebacken. Das Grundnahrungsmittel ernährt Menschen in aller Welt. Für das Christen im "Vater unser" beten: "Unser tägliches Brot gib uns heute". Seine Geschichte spiegelt sich im "Paneum" wider. In berührender Weise wird etwa eine 2300 Jahre alte Kornmumie aus Ägypten gezeigt. "Aus Nilschlamm und Gerstenkörnern wurde ein Körper geformt, wie eine Mumie bandagiert und einem Pharao mit ins Grab gegeben", so Augendopler. "Irgendwann trieb die Gerste aus - aus dem Tod war neues Leben entstanden".
Max Stöger, Kronen Zeitung
*) Das "Paneum"in Asten öffnet erstmals am Samstag, 7. Oktober 2017, und hält in dieser "Langen Nacht der Museen" bis Mitternacht offen. Normale Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 10-18 Uhr.
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