Am Mittwoch klopften US-Cops an die Haustüre einer Tochter des schwerer sexueller Übergriffe bezichtigen Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein. Nicht etwa, um ihn zu verhaften, nachdem das FBI wegen Fluchtgefahr Ermittlungen aufgenommen hat, sondern wegen eines Alarmrufes, der 65-Jährige sei depressiv und selbstmordgefährdet. Zu seinen Opfern zählen unter anderem die Superstars Angelina Jolie, Gwyneth Paltrow und Cara Delevigne.
Es ist mittlerweile der größte Sexskandal, den Hollywood je erlebt hat: Seitdem unzählige prominente Frauen, darunter die Schauspielerinnen Angelina Jolie, Gwyneth Paltrow, Ashley Judd und Rose McGowan sowie mehrere Models öffentlich gemacht haben, Opfer sexueller Gewalt durch den Filmmogul Harvey Weinstein geworden zu sein, überschlagen sich die Ereignisse.
Selbsteinweisung in Sexsuchtklinik in Arizona
Wie das US-Portal "TMZ" berichtet und aktuelle Fotos zeigen, habe Harvey Weinstein am Mittwoch Los Angeles verlassen, um sich in einer Klinik in Arizona wegen seiner Sexsucht behandeln zu lassen. Angeblich hoffe er, so das Vertrauen seiner Firma sowie seiner Frau wiederzugewinnen.
Am Wochenende war er von seiner eigenen Filmfirma gefeuert worden, Ehefrau Georgina Chapman, Chefin des Edellabels Marchesa, reichte die Scheidung ein, um ihre Firma zu schützen, und unzählige Prominente, die seinen Filmen ihren Ruhm verdanken, distanzierten sich von ihm - darunter so große Namen wie George Clooney oder Meryl Streep.
Vor seinem Abflug kam es zu dem Zwischenfall im Haus der Tochter des Magnaten. Diese hatte die Polizei gerufen, weil sie annahm, ihr Vater sei selbstmordgefährdet. Weinstein wollte davon beim Verlassen des Hauses nichts wissen, wirkte aber angeschlagen und soll laut "TMZ" zu den Fotografen vor dem Haus gesagt haben: "Ich bin nicht okay, ich lasse mir helfen!"
Ursprünglich hatte es geheißen, dass er sich in einer Klinik in Europa behandeln lassen wolle. Ein Ticket in die Schweiz soll bereits gebucht gewesen sein.
FBI will keinen neuen Polanski
Antreten durfte er den Flug nicht, nachdem das FBI auf Anweisung von Donald Trumps Justizminister Jess Sessions Ermittlungen aufgenommen hatte. Es wurde nämlich angenommen, Weinstein plane, sich der Strafverfolgung nach dem Vorbild von Roman Polanski zu entziehen, und dass er nach der Therapie nicht mehr zurück nach Amerika kommen könnte.
Die Vereinigten Staaten haben mit den meisten osteuropäischen Ländern sowie mit Andorra keine Auslieferungsverträge. Auch die Schweiz ist dafür bekannt, trotz eines bestehenden Vertrags die USA in vielen Fällen abblitzen zu lassen. Ein Insider bei der "DailyMail”: "Die US-Behörden ermitteln, ob sie genug Beweise haben, Weinstein den Prozess wegen Vergewaltigung zu machen. Nur das ist der Grund, warum Weinstein nach Europa fliegen will - reiner Selbstschutz."
Weinstein soll bereits mit Blair Berk und David Chesnoff zwei renommierte Strafverteidiger engagiert haben.
Auch Strafverfolger unter Druck
Dass der Fall - Weinstein soll sein Unwesen seit drei Jahrzenten treiben - erst jetzt ans Licht gekommen ist, setzt auch Polizei und Staatsanwaltschaft unter Druck. So wird dem New Yorker Staatsanwalt Cyrus Vance vorgeworfen, dass sein Büro Weinstein nach Ermittlungen vor zwei Jahren nicht angeklagt hatte.
Vance beschuldigte seinerseits die New Yorker Polizei, nicht ausreichend Beweismittel für diesen Schritt geliefert zu haben. Ob im Rahmen der neuen Vorwürfe erneut Ermittlungen gegen Weinstein aufgenommen werden, ist noch unklar.
Bemerkenswert ist in dem Zusammenhang vor allem eine Tonaufnahme der verdeckten Ermittlungen von 2015. Bei denen ist Weinstein beim Versuch zu hören, das Model Ambra Battilana Gutierrez in sein Hotelzimmer zu locken, nachdem er tags zuvor mutmaßlich ihren Busen begrapscht hatte. "Warum hast du gestern meine Brust angefasst?", fragt Gutierrez. "Oh bitte, es tut mir leid, komm einfach rein. Ich bin das gewohnt", sagt Weinstein. "Du bist das gewohnt?", fragt das damals 22-jährige Model. "Ja, komm rein", sagt Weinstein.
Zu Oralsex und Geschlechtsverkehr gezwungen
Öffentlich gemacht hatte die Tonaufnahme das Magazin "New Yorker". Darin behaupten die italienische Schauspielerin und Regisseurin Asia Argento sowie zwei weitere Frauen, dass Weinstein an ihnen Oralsex verübt oder sie zum Geschlechtsverkehr gezwungen habe.
Insgesamt hätten mehr als 13 Frauen behauptet, zwischen den 1990er-Jahren und 2015 von ihm sexuell belästigt oder Opfer eines Übergriffs geworden zu sein. Eine Fernsejournalistin enthüllte, Weinstein habe vor ihr in einen Blumentopf onaniert.
Mehrere Schauspielerinnen berichteten von ungustiösen Begegnungen mit Weinstein in Hotelzimmern, wo er Massagen verlangt oder gewollt habe, dass sie ihm beim Duschen zusehen. Erst am Mittwoch meldete sich Modelsuperstar Cara Delevigne auf Instagram und erklärte, Weinstein habe von ihr verlangt, vor ihm eine andere Frau zu küssen.
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