Nicht, dass der Mazda6 MPS besonders aufgemotzt wäre, aber ich fühle mich ein bisschen wie im Film „Fast and Furious“. Da ist ein Japaner mit 260 Sushis unter der vergrößerten Haube und der geht ab wie ein Shaolin nach einer Schüssel Wasabi. Dabei klingt er unspektakulär, als ob er kein Wässerchen trüben könnte. Unten herum bleibt das Wasser noch recht klar, doch je höher die Drehzahl geht, desto mehr spürt man den Taifun unter der Haube.
50 Prozent hinten, 100 Prozent Spaß
Bei 3.000 U/min. liegt das maximale Drehmoment von 380 Nm an, dann presst es einen original in die Sitze. In 6,6 Sekunden ist der Hunderter erreicht, bis 240 km/h beschleunigt der Reiskocher weiter. 260 PS bei 5.500 U/min. stehen im Datenblatt, ich glaube jedes einzelne. Die Kraft wird serienmäßig über ein (etwas hakeliges) Sechsganggetriebe auf alle Viere übertragen; das passiert insofern variabel, als je nach Bedarf bis zu 50 Prozent an die Hinterachse geschickt wird. Der Allradantrieb ist mit aktiver Drehmomentverteilung (Active Torque Split) und Sperrdifferenzial an der Hinterachse (Limited Slip Differential) zwar nicht ganz so wow wie etwa ein BMW X-Drive, ist aber völlig angemessen. Damit lässt sich sogar das Heck zum Spielen bewegen, besonders wenn man dem gut abgestimmten ESP eine Pause gönnt.
Der MZR-2.3-DISI-Turbomotor wurde eigens für den Sechser entwickelt, er ist der stärkste im Mazda-Regal. Nicht mal der Wankelmotor aus dem RX-8 ist so stark. Und der MPS ist noch dazu deutlich sparsamer: Mazda verspricht 10,2 Liter auf 100 Kilometer, tatsächlich bewegt man sich eher im Bereich zwischen 12 und 15 Litern. Im Stadtverkehr mit fröhlichem Gasfuß war ich bei etwas über 17 im Schnitt.
Gute Liegenschaften
Ich habe vom Fahrverhalten her immer das Gefühl, in einem viel kleineren, leichteren Auto zu sitzen, so agil bewegt sich der 6 MPS mit seinen 1,6 Tonnen Leergewicht. Das Fahrwerk bietet sportliche Performance, ohne den Beifahrer zu überfordern (was dem Fahrer allerdings in der Regel leicht fallen dürfte). Die extra versteifte Karosserie trägt das Ihre dazu bei. Schade nur, dass durch versteifende Querstreben die Durchlademöglichkeit aus dem Kofferraum wegfällt, aber wenigstens kann man mit 500 Litern Kofferraumvolumen einiges anfangen.
Fast komplette Ausstattung
MPS steht für „Mazda Performance Series“ und damit nicht nur für Sport, sondern auch für eine begehrenswerte serienmäßige Mitgift. Dazu gehören unter anderem Sportsitze, Lederausstattung, BOSE-Sound mit 6-fach-CD-Wechsler, DVD-Navigationssystem (mit der Fernbedienung etwas umständlich zu bedienen), Klimaautomatik, Tempomat, Xenon-Scheinwerfer, Stabilitätskontrolle, Front-, Seiten- und Fensterairbags. Das Ambiente wirkt erwachsen, die lackierten Flächen edel. Da nimmt man um 40.190,-- Euro gerne in Kauf, dass das Blechkleid ein wenig langweilig wirkt.
Bei aller Vollausstattung wirkt der Mazda6 MPS angenehm bodenständig: Er nervt nicht schon beim Einsteigen oder Zündschlüssel-Reinstecken mit wildem Gepiepse. Kein Gurtwarner, kein Parksensor, einfach Ruhe. Vor dem Sturm.
Stephan Schätzl
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