Viele Arbeitnehmer wünschen sich flexiblere Arbeitszeitmodelle oder eine Alternative zur 40-Stunden-Woche. Die einen wollen für längere Zeit ins Ausland oder sich einer Weiterbildung widmen, ohne gravierende finanzielle Einbußen oder gar einen Jobwechsel in Kauf nehmen zu müssen. Die anderen brauchen vom stressigen Arbeitsalltag einfach eine Pause und wollen einem Burnout vorbeugen. Ein Sabbatical, ein längerer Sonderurlaub, bietet sich an, um eine bessere Work-Life Balance zu schaffen - doch will dieser gut geplant sein. Worauf Sie achten müssen, was ein Sabbatical bringt und wie Beschäftigte über eine berufliche Auszeit vom Job denken, erfahren Sie hier.
Was ist ein Sabbatical?
Ursprünglich stammt der Begriff des Sabbaticals aus den USA und wurde von Universitätsprofessoren für Forschungs- oder Freisemester gebraucht. Auch in Österreich steht allen öffentlichen Bediensteten grundsätzlich die Möglichkeit offen, ein Sabbatical (Freijahr) zu nehmen. Das Arbeitsverhältnis bleibt während dieses Freijahres bestehen, die Dauer der Auszeit wird individuell mit dem Arbeitgeber vereinbart. Voraussetzung ist, dass die Mitarbeiter schon länger im öffentlichen Dienst arbeiten. Auch in der Privatwirtschaft können berufliche Auszeiten vereinbart werden - allerdings gibt es dafür keine gesetzlichen Grundlagen. Eine längere Auszeit vom Job wird mit diesem flexiblen Arbeitszeitmodell also recht unkompliziert ermöglicht, obwohl im Vorfeld einiges zu beachten ist.
Gründe für ein Sabbatical
Die Freistellung, welche meist über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten erfolgt, wird von Arbeitnehmern insbesondere für Weiterbildungen, Umschulungen, Reisen, die Pflege naher Angehöriger und (berufliche) Neuorientierung genutzt. Geregelt wird die Auszeit durch einen speziellen Arbeitsvertrag. In diesem wird etwa festgelegt, wie der Mitarbeiter seinen Freizeitanspruch aufbaut, sich das Einkommen vor und während der Auszeit gestaltet und wie Krankheits- und Urlaubszeiten gehandhabt werden.
Organisation und Optionen
Grundsätzlich bestehen zwei Möglichkeiten, wie die Vorbereitungsphase des Sabbatical erfolgen kann:
Mitarbeiter bauen über einen vorab definierten Zeitraum Überstunden auf und verbrauchen diese gebündelt im Sabbatical - es handelt sich also um eine Art verschobenen Zeitausgleich. Diese Form ist oft Unternehmen und Arbeitnehmer oft gleichermaßen vorteilhaft, doch müssen die Vorgaben der Arbeitszeitgesetze und die Höchstarbeitszeitgrenzen genau im Auge behalten werden.
Hier wird ein Entgeltguthaben erarbeitet, das dem Mitarbeiter während seine Auszeit weiter bezahlt wird. Die Arbeitsleistung bleibt hierbei gleich, die Entlohnung wird - je nach Dauer des geplanten Sabbaticals - reduziert. Vorteil: Die Höchstarbeitszeitgrenze muss nicht beachtet werden. Schwierig wird es in der Verrechnung nur, wenn es während der Vorbereitung zu Gehaltsänderungen kommt. Diese Form wird von Arbeitgebern und -nehmern meist bevorzugt.
Diese Fragen sollten Sie unbedingt abklären:
Weitere Vereinbarungen und Rahmenbedingungen können Sie HIERnachlesen.
Studie: Mehrheit der Beschäftigten wünscht Sabbatical
Flexible Arbeitszeitmodelle werden zunehmend beliebter. Diese Entwicklung hat Viking* zum Anlass genommen, um Beweg-und Hintergründe von Menschen herauszufinden, die ein Sabbatical gemacht haben oder gerne machen würden.
Laut Studie kann sich die überwiegende Mehrheit (85 Prozent) eine Auszeit gut vorstellen, besonders Arbeitnehmer ab 45. Diese Altersgruppe gab mit über 90 Prozent an, gerne ein Sabbatical machen zu wollen. 32,4 Prozent benötigen überdies eine "Auszeit", 12,3 Prozent wünschen sich mehr Zeit für sich und ihre Hobbys.
"Die Gründe für ein Sabbatical können vielseitiger Natur sein", weiß Arbeits- und Wirtschaftspsychologin Leila Gisin. Die Expertin: "Grundsätzlich soll ein Sabbatical der Entwicklung von Burnouts entgegenwirken, die Gesundheit und Lebenszufriedenheit fördern und neue Perspektiven aufzeigen." Im Rahmen der Studie zeigte sich, dass 40 Prozent der Teilnehmer im Alter von 18 bis 44 Jahren ein Sabbatical für Reisen nutzen würden. Aber auch der generelle Wunsch nach einer Pause vom Job wurde als Gründ genannt.
Stresslevel nach Freistellung niedriger
Nach einer erfolgten Auszeit gab mehr als die Hälfte der Befragten an, glücklicher und erfolgreicher zu sein. 98,3 Prozent aller Befragten fanden die Auszeit lohnenswert. Auch führten die Probanden an, besser enstpannen zu können und über ein reduziertes Stresslevel zu verfügen (40 Prozent). Lediglich ein geringer Anteil von Teilnehmern gab an, sich nach der Auszeit gleich oder sogar schlechter als vorher zu fühlen.
Frauen bleiben der Arbeit übrigens länger fern: Mehr als 35 Prozent der Frauen haben eine Auszeit von über einem Jahr gewählt, bei den Männern nahmen 37,5 Prozent ein bis drei Monate "frei".
Viele Arbeitgeber noch skeptisch
Laut Auszeitcoach Carsten Alex haben zwar viele Unternehmen bereits den Mehrwert des Sabbaticals für ihre Mitarbeiter erkannt, doch stehen viele Mitarbeiter dem Sabbatical immer noch sehr skeptisch gegenüber. Daher fordert Alex mehr Initiative von Unternehmen, Anreize für eine Auszeit vom Job zu schaffen. Der Coach schlägt etwa kürzere Sabbaticals von vier bis sechs Wochen vor, da diese besser in den Alltag integriert werden könnten. Arbeitspsychologin Gisin rät zu einer regelmäßigen Auszeit alle fünf bis sieben Jahre, um einem Burnout präventiv entgegenwirken zu können.
*Viking ist ein führender Lieferant für Bürobedarf und Teil des Unternehmen Office Depot. Die Studie wurde im Juni 2017 durchgeführt, insgesamt wurden 304 österreichische Arbeitnehmer im Mindestalter von 18 Jahren befragt.
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