In Wolfsburg ist der Bär los. Die VW-Mannen sollen intern gefordert haben, dass die erfolgreiche Schwestermarke Skoda endlich mehr in den Entwicklungstopf einzahlt. Das tschechische Mittelklasse-SUV Kodiaq muss jetzt schon mal kürzertreten. Und zwar um 4 mm. Um die durfte der VW Tiguan Allspace nämlich länger werden als der Böhme mit dem bärigen Namen.
Der Tiguan durfte sich dafür strecken. Um 109 mm wurde der Radstand auf 2,79 m verlängert, in der Außenlänge überragt der Allspace den "normalen" Tiguan mit 4,70 m sogar um 215 mm. Außen ist der große Bruder an der vorne etwas höhergezogenen Motorhaube zu erkennen. Auch die hinteren Türen wurden in die Länge gezogen.
Und das aus gutem Grund: Den Allspace gibt’s nämlich auch als Siebensitzer. Ruhe auf den billigen Plätzen? Stimmt. Die zwei Extra-Sitzchen kosten im VW 665 Euro Aufpreis, im Skoda muss man mindestens 849 Euro aufzahlen. Na schön, dann klappen wir die beiden hoch und fädeln uns ganz hinten ein. Die zweite Reihe lässt sich zwar um 180 mm verschieben, die Übung ist aber eher für Sportliche. Die dann mit ziemlich angewinkelten Beinen Platz nehmen. Ein Tribut an die Allrad-Option im Tiguan. Bei der Kopffreiheit gibt's auch mit 1,81 m kein Problem.
Damit lässt es sich auch ganz hinten aushalten, sofern die ersten beiden Reihen etwas nach vorne rutschen. Allerdings wohl eher auf kürzeren Strecken. Ganz ehrlich: Hier lassen wir lieber die Kinder sitzen. Allerdings nicht die Kleinsten, dafür fehlen in der dritten Reihe nämlich die Isofix-Verankerungen. Wer jedoch die dritte Reihe regelmäßig nützt, greift ohnehin zu einem Van à la Sharan.
Klappt man im Tiguan Allspace die Extra-Sitze um, wächst der Kofferraum von 230 auf 700 Liter an. Ohne die beiden Sesselchen stehen immer 760 Liter bereit, die sich sogar auf 1920 Liter erweitern lassen. Für Sperriges kann man den Beifahrersitz nach vorne klappen.
Im Cockpit selbst gibt's keine Unterschiede zum "normalen" Tiguan, drei Ausstattungen von Trendline über Comfortline bis Highline stehen bereit. Gewohnt aufgeräumt und hochwertig geht’s in der ersten Reihe zu, dahinter trifft man auch schon mal auf Hartplastik-Türverkleidungen.
Wie der "normale" Tiguan kommt auch der Allspace mit optionaler Offroad-Frontschürze, die sieben Grad mehr Böschungswinkel zulässt. Das passt zum Allradantrieb.
Die Basis-Motorisierungen gibt’s allerdings auch als "Frontkratzer". Und auch hier darf der Allspace den Skoda Kodiaq übertrumpfen. Zum Markstart am 16. November wird erst ab 150 PS begonnen - sei es als 2,0-l-Diesel (auch mit Allrad und/oder 7-Gang-DSG) oder als 1,4-l-Benziner. Darüber rangieren noch je zwei Benziner (180 und 220 PS, ausschließlich mit 7-Gang-DSG und Allrad) bzw. Diesel (190 und 240 PS; alle Diesel nun mit SCR-Kat). Wer nicht unbedingt die maximale Anhängelast von 2200 kg ausschöpfen will, kann wohl mit der Basis-Motorisierung ab 33.290 Euro das Auslangen finden.
Beim Fahrwerk zogen die Deutschen jedenfalls ihre Linie durch. Der Tiguan ist auch als Verlängerter auf der straffen Seite, lässt sich aber von Unebenheiten nicht so aus der Fassung bringen wie so mancher Konkurrent in der Liga der Siebensitzer-SUVs. Aus der Fassung könnten dagegen die Fans von Skoda geraten: Der Allspace darf etwas tiefer ins VW-Regal greifen als der Kodiaq, dafür reicht ein Blick hinter das Lenkrad - Head-up-Display und 31,2-cm-Tachodisplay gibt’s nur im Tiguan. Eine richtige Bärenfalle.
Warum?
Warum nicht?
Oder vielleicht ...
... Skoda Kodiaq, Nissan X-Trail, Mitsubishi Outlander, Land Rover Discovery (alle 7-Sitzer), Renault Koleos ...
Stefan Burgstaller
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