Die viel gerühmte Menschlichkeit? Eine 66-jährige Wienerin lässt einen Hund verhungern. Das Einschläfern war der Familie zu teuer. "Was hätt ich machen sollen?", meint die Angeklagte lapidar. Und die Enkelin, der das Tier gehörte, sagt: "Was man da wegen eines 16-jährigen Hundes für einen Aufstand macht ..."
Er winselte. Tagelang, bis ein Nachbar die Polizei verständigte. Die fand den Hund in der Wohnung der Frau. Zu retten war er nicht mehr, musste erlöst werden.
Richterin Olivia-Nina Frigo hält der Wienerin Fotos vor: "Komplett abgemagert, da sieht man alle Knochen." Die 66-Jährige, die seine letzten sechs Wochen auf den Hund aufgepasst hat, berührt das nicht: "Ich hab ihm zu fressen gegeben, der Napf war voll! Der konnte sich nur nicht mehr bewegen, nicht mehr fressen."
"Der ist zu Gott gegangen"
Also legte sie ihn im Badezimmer ab. "Was hätt ich sonst machen sollen?", fragt die Wienerin. Der Tierarzt habe zwar gesagt, der alte Hund sei so krank, dass er eingeschläfert werden müsse: "Aber das kostet alles! So viel Geld hab ich nicht." - "Sie können doch nicht einfach warten, bis er stirbt", sagt Richterin Frigo. Antwort: "Der ist nicht tot, der ist zu Gott gegangen."
"Hälfte von Sparbuch ging für ihn drauf"
Das Tier hatte einst die 22-jährige Enkelin bekommen, als sie sieben Jahre alt war - und als sie selbst Kinder bekam, hatte sie keine Zeit mehr dafür. "Ich war ein bisserl wütend auf die Oma", sagt die Frau jetzt, "aber wir hatten kein Geld, mit ihm mehrmals zum Tierarzt zu gehen. Das muss man auch verstehen. Die Hälfte von meinem Sparbuch ging für ihn drauf." Und die Oma habe "wirklich auf ihn geschaut. Der war schon alt. Der hatte eine Ohrenentzündung, Zysten, der konnte den Kopf nicht mehr heben. Und dünn war er öfters." - Das Urteil, sechs Monate bedingt, nimmt die Oma an. Tiere braucht sie "nie mehr".
Silvia Schober, Kronen Zeitung
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