Nach fast vier Jahrzehnten hat die insolvente Air Berlin Freitagabend ihren Flugbetrieb eingestellt. Die letzte Maschine mit eigener Air-Berlin-Flugnummer AB6210 startete mit rund einer Stunde Verspätung um knapp 22.30 Uhr in München und landete knapp vor Mitternacht in Berlin-Tegel. Seit ihrem Erstflug 1979 hatte die Airline mehr als eine halbe Milliarde Passagiere befördert.
Kurz vor dem Ende ihres Flugbetriebs verabschiedete sich die insolvente Fluglinie von ihren Kunden. "Air Berlin bedankt sich an diesem traurigen Tag bei allen Mitarbeitern, Partnern und Passagieren, die uns über die vielen Jahre ihr Herz und ihre Treue geschenkt haben", teilte Air Berlin am Freitag mit. "Air Berlin wünscht allzeit 'Happy Landings!' und sagt im Namen aller Mitarbeiter 'Macht et jut!'"
250 Verbindungen fallen aus dem Angebot
Künftig fallen nun rund 250 Verbindungen aus dem Angebot. So viele Flüge hatte die Fluggesellschaft zuletzt im Durchschnitt noch täglich im Programm, wie ein Unternehmenssprecher mitteilte. Vor dem Insolvenzantrag Mitte August seien es täglich etwa 450 gewesen.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sprach von einem "tiefen Einschnitt" im Berliner Luftverkehr. "Die Fluggesellschaft mit Sitz in der deutschen Hauptstadt und mit dem Namen Berlin auf ihren rot-weißen Maschinen war auf der ganzen Welt ein sympathischer Botschafter unserer Stadt."
Video: Air-Berlin-Pilot dreht zum Abschied "Ehrenrunde"
Die Airline wurde 1978 gegründet und feierte am 28. April 1979 ihren Erstflug von Berlin nach Mallorca. Kritiker machen eine zu schnelle Expansion und ein verfehltes Geschäftsmodell für das Scheitern der Fluggesellschaft verantwortlich. Demnach wurde Air Berlin im Konkurrenzkampf mit Billigfliegern auf der einen Seite und Premium-Airlines wie der Lufthansa auf der anderen Seite zerrieben.
Tausenden Mitarbeiter droht Kündigung
Nach der Insolvenz Mitte August wird Air Berlin nun zerschlagen. Den Löwenanteil mit rund 80 von gut 130 Flugzeugen übernimmt die AUA-Mutter Lufthansa. Tausenden der ehemals 8000 Mitarbeitern droht die Kündigung. Auch die österreichische Air-Berlin-Tochter Niki geht an die Lufthansa.
Mitarbeiter machen in Song ihrem Ärger Luft
In einem umgetexteten Pink-Song machen die Mitarbeiter der insolventen Fluglinie ihrem Ärger Luft: "Lieber Herr Geschäftsführer, was fühlen Sie, wenn Sie nun all die (Air-Berlin-)Arbeitslosen auf der Straße stehen sehen? Wie schlafen Sie, wenn der Rest von uns weint?", singen sie und bezichtigen Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann der Lüge: "Wie können Sie sagen, niemand wird zurückgelassen? Sie wissen, das ist eine Lüge!"
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.