Alle gegen Apple

Geboren aus dem iPhone-Schock: Zehn Jahre Android

Elektronik
05.11.2017 06:00

Vor zehn Jahren machte sich Unruhe in der Mobilfunk-Branche breit: Apples iPhone war zwar gerade erst auf den Markt gekommen, doch es wurde bereits deutlich, dass das Smartphone aus Kalifornien mit seinem großen Touchscreen statt einer Tastatur das Zeug dazu hatte, das Geschäft komplett umzukrempeln. Den Herstellern bereitete der technologische Vorsprung von Apple Sorgen. Und Netzbetreibern die Aussicht darauf, die Kontrolle darüber zu verlieren, welche Software auf den Mobiltelefonen läuft. Die Branche blies zur Aufholjagd.

Der damalige Handy-Weltmarktführer Nokia setzte auf seine Betriebssysteme Symbian und Maemo. Microsoft versuchte weiter, mit dem Rückenwind seiner Windows-Plattform in den Smartphone-Markt vorzupreschen. Es gab Platzhirsche wie Blackberry mit seinen bei Managern beliebten Telefonen mit vollständiger Tastatur und hoffnungsvolle Innovatoren wie Palm.

Doch am 5. November 2007 formierte sich eine Industriegruppe, die sie am Ende alle schlagen sollte: 34 Firmen bildeten die Open Handset Alliance zur Entwicklung des Mobil-Systems Android. Die Idee dahinter war, eine quelloffene Software-Plattform zu entwickeln, die Hersteller kostenlos für ihre Geräte nutzen können, um schneller auf den Smartphone-Zug aufzuspringen.

Steve Jobs' Vater wanderte 1952 von Syrien in die USA aus. (Bild: EPA)
Steve Jobs' Vater wanderte 1952 von Syrien in die USA aus.

Gemeinsame Attacke
Den Mittelpunkt der Allianz bildete Google, das bereits 2005 die Firma Android des Entwicklers Andy Rubin gekauft hatte, für nur wenige Dutzend Millionen Dollar. Als das iPhone vorgestellt wurde, sei bei Google bereits ein Android-Telefon in Arbeit gewesen, schrieb der Journalist Fred Vogelstein in einem Buch. Nach dem Apple-Handy sei das Konzept aber nicht mehr brauchbar gewesen.

Stattdessen setzte Google auf eine gemeinsame Attacke. Unter den 34 Gründungsmitgliedern der Allianz waren Handy-Anbieter wie Samsung, Motorola und HTC, Netzbetreiber wie T-Mobile, Telefonica und Telecom Italia, Chipkonzerne wie Intel, Qualcomm und Marvel sowie Online-Firmen wie eBay.

Eine Plattform für verschiedenste Geräte
Das Konzept war von Anfang an, dass mit Hilfe der Plattform Telefone verschiedener Größen und mit oder ohne Tastatur entwickelt werden konnten. Es sollte allerdings noch fast ein Jahr dauern, bis das erste Android-Smartphone auf den Markt kam, das Modell G1 mit Touchscreen und ausklappbarer Tastatur.

Das erste Google-Smartphone G1 (Bild: Google)
Das erste Google-Smartphone G1

Danach ging es schneller voran. Inzwischen schwankt der Marktanteil der Android-Geräte pro Quartal zwischen 80 und 85 Prozent, je nachdem, wie frisch ein neues iPhone auf dem Markt ist, dem der Rest des Markts gehört. An diesem Verhältnis der beiden Plattformen werde sich in absehbarer Zeit auch nichts ändern, prognostiziert Analystin Roberta Cozza vom IT-Marktforscher Gartner.

Android ließ Konkurrenz hinter sich
Alle anderen Mobil-Systeme außer iOS und Android haben den Wettbewerb verloren. Mit ihnen sank auch der Stern einiger Platzhirsche, die einst sicher schienen: Blackberry gab nach langem Überlebenskampf die Entwicklung eigener Geräte auf. Unter dem Markennamen werden heute Android-Telefone von einem asiatischen Partner gebaut. Nokia traf 2011 die schicksalhafte Entscheidung, auf Windows Phone statt Android zu setzen und scheiterte damit. Aktuelle Smartphones, die unter dem Markennamen Nokia vermarktet werden, laufen inzwischen unter Android.

(Bild: Volker Hartmann/dapd)

Apple versuchte, den Vormarsch von Android, das Gründer und Chef Steve Jobs als "gestohlenes System" bezeichnete, mit Patentklagen aufzuhalten. Vor Gericht erwiesen sich die Apple-Patente jedoch als weitgehend stumpfe Waffen. So konnte Android in unzähligen Varianten ständig wachsen, auch außerhalb des Smartphone-Marktes als Betriebssystem für Mediaplayer, Netbooks und Tablets.

Kehrseite der schnellen Verbreitung
Doch die Vielfalt, die für die schnelle Verbreitung von Android sorgte, hat auch eine Kehrseite: Die Fragmentierung des Ökosystems. App-Entwickler müssen Hardware mit verschiedensten Display-Auflösungen, Chips und anderen Bauteilen unterstützen. Zudem sind die Hersteller selbst für die Aktualisierung auf neue Android-Versionen und Sicherheitsupdates verantwortlich.

(Bild: AFP)

So liegt der Marktanteil der aktuellsten Android-Version "Oreo" gerade einmal bei 0,2 Prozent, während Apple bei seinen iOS-Systemen regelmäßig auf Werte von über 80 Prozent kommt. "Android ist ein großer Balanceakt" - zwischen Offenheit und Sicherheit sowie den Interessen verschiedener Player, sagt der für das Betriebssystem zuständige Google-Manager Hiroshi Lockheimer.

In der Vergangenheit haben Hersteller wie HTC und Samsung versucht, sich mit eigenen Oberflächen oder Anwendungen für Android von der Masse der Smartphones mit dem Google-System abzusetzen. Doch die Sololäufe erschwerten jeweils den Umstieg auf die aktuellste Android-Version. Inzwischen setzen viele Anbieter wieder auf ein möglichst unverfälschtes Android, so wie es von Google auf den eigenen Pixel-Smartphones verwendet wird.

(Bild: Google)

Android-Dominanz ruft Regulierer auf den Plan
Die Dominanz des Betriebssystems im Smartphone-Markt ruft nun auch die Regulierer auf den Plan. So stört sich die EU-Kommission unter anderem daran, dass Smartphone-Anbieter, die Google-Dienste auf ihre Geräte bringen, immer das gesamte App-Paket des Internetkonzerns nehmen müssen. Google kontert, das sei notwendig, um die Kompatibilität der Geräte zu gewährleisten.

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