Der Jurist und Investmentbanker Jerome Powell ist von US-Präsident Donald Trump als neuer Chef der US-Notenbank Federal Reserve nominiert worden. Der 64-Jährige wird damit wohl nächstes Jahr die derzeitige Amtsinhaberin Janet Yellen beerben, die Zustimmung des Senats gilt als ziemlich sicher. Powell gilt als moderater Notenbanker, die Entscheidung für ihn sehen Beobachter als Fortsetzung des bisherigen Kurses.
Die meisten Volkswirte erwarten, dass Powell die moderate und erfolgreiche Linie seiner Vorgängerin mit vorsichtigen Zinsschritten fortsetzen wird. Vor seiner 2012 begonnenen Aufgabe in der Notenbank hat der 64 Jahre alte Jurist eine erfolgreiche, aber dennoch wechselvolle Karriere in der Finanzwelt hingelegt. Als Wirtschaftsanwalt gestartet, arbeitete er in den 1990er-Jahren für das US-Finanzministerium unter Präsident George H.W. Bush. Später scheffelte er Millionen als Investmentbanker.
Als Advokat beim Thinktank Bipartisan Policy Center versuchte er später erfolgreich, die Spannungen zwischen republikanischer Parlamentsmehrheit und demokratischer Führung unter Präsident Barack Obama um die Schuldenobergrenze zu lösen - und trug damit seinen Teil dazu bei, dass es nicht zu einem Regierungsstillstand kam.
Ein "nervtötend normaler" Brückenbauer
Weggefährten beschreiben Powell als einen ruhigen, ausgleichenden Mann mit guten Manieren. Niemals würde er aufbrausen, Powell ist kein Spalter, eher ein Brückenbauer. Die "Washington Post" bezeichnete ihn als "nervtötend normal". Powell wohnt in Chevy Chase, einer guten Gegend nahe Washington D.C., spielt Golf und hat eine seltsame Angewohnheit: Er wiederholt gern die Sätze seiner Gesprächspartner. Rückwärts.
Yellen, seit 2014 im Amt und von Trump als "exzellent" bezeichnet, bekommt nicht die Chance, ihren eingeschlagenen Kurs zu Ende zu bringen. Als erste Frau überhaupt wurde sie 2014 von Barack Obama für das wichtigste geldpolitische Amt der Welt nominiert. Erstmals seit 1979 wird damit einem US-Notenbankchef trotz erfolgreicher Bilanz eine zweite Amtszeit verweigert.
Notenbankchef mächtigster Zentralbanker der Welt
Die US-Notenbank kann über die Instrumente Zinsen und Geldmenge wirtschaftliche Entwicklungen und Entscheidungen in der ganzen Welt mitprägen. Die Notenbank ist auch für einen Teil der Finanzmarktregulierung zuständig. Hier wird von Powell eine etwas lockerere Hand erwartet als von Yellen. Der Notenbankchef gehört somit zu den einflussreichsten wirtschaftlichen Akteuren überhaupt. Manche sehen seine Machtinstrumente gar wirksamer als die des Präsidenten.
Auch der Außenwert des US-Dollars, in dem sich auch viele Länder verschuldet haben, hängt maßgeblich von der Politik der Fed ab. Die Devisenkurse sind zudem ein wichtiger Faktor in den internationalen Handelsströmen. Unmittelbar vor der Personalentscheidung hatte die Notenbank in Washington ihren Leitzins am Mittwoch erwartungsgemäß unangetastet gelassen.
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