Kronprinz gestärkt
Entlassungs- und Festnahmewelle in Saudi-Arabien
Saudi-Arabiens König Salman hat zwei zentrale Minister in seinem Kabinett ausgetauscht und zugleich Kronprinz Mohammeds Kontrolle über den Sicherheitsapparat des Landes gefestigt. Der Fernsehsender Al-Arabija berichtete, ein neu geschaffener Anti-Korruptionsausschuss, den der 32-jährige Kronprinz leitet, habe bereits elf Prinzen, vier amtierende Minister und zehn Ex-Minister festnehmen lassen.
Wie aus einem am Samstag über staatliche Medien verbreiteten königlichen Dekret hervorgeht, ernannte Salman einen neuen Wirtschaftsminister und einen neuen Minister der Nationalgarde. Mohammed, der erst im Juni zum Kronprinzen ernannt wurde und bereits Verteidigungsminister ist, übernahm demnach zusätzlich die Leitung des neu geschaffenen Anti-Korruptionsausschusses. Dieser erhielt umfangreiche Befugnisse. So kann das Komitee Ermittlungen einleiten, Haftbefehle erlassen sowie Reiseeinschränkungen und das Einfrieren von Vermögenswerten anordnen.
Neuer Minister der Nationalgarde wurde Khaled bin Ajjaf. Er ersetzt Prinz Miteb, den Lieblingssohn des verstorbenen Königs Abdullah. Lange galt er als führender Anwärter auf den Thron. Prinz Miteb war der letzte Vertreter des Abdullah-Zweigs der königlichen Familie, der noch einen höheren Posten in Saudi-Arabiens Machtgefüge innehatte. Wirtschaftsminister Adel Fakieh wurde durch seinen Stellvertreter Mohammed al-Tuwaijri ersetzt.
Reichster Araber unter den Festgenommenen
Unter den Festgenommenen soll auch der Milliardär Prinz Al-Walid bin Talal sein, der ein weltweites Geschäftsimperium führt. Der 62-jährige, ein Enkel des Staatsgründers Ibn Saud, gilt als einer der einflussreichsten Geschäftsleute im Nahen Osten. Ihm gehören über seine Kingdom Holding unter anderem zahlreiche Luxushotels wie das "George V" in Paris oder das "Savoy" in London. Auch am Kurznachrichtendienst Twitter ist Prinz Walid beteiligt.
Kronprinz kündigte Modernisierung an
Bereits im September hatten die Behörden des Königreichs rund zwei Dutzend Menschen festgenommen, unter ihnen einflussreiche Geistliche. Der neue Kronprinz hatte Ende Oktober bei einem Wirtschaftsforum eine Abkehr seines Landes von ultrakonservativen Religionsprinzipien in Aussicht gestellt. Er gilt als treibende Kraft hinter den Personalentscheidungen in der Monarchie. Der Sohn des 81-jährigen Königs Salman hatte bereits nach seiner Ernennung zum Kronprinz im Juni einen Modernisierungskurs angekündigt.
Saudi-Arabien wird vom Wahhabismus geprägt, einer besonders strengen und traditionellen Lesart des Islam. Das Herrscherhaus hatte bereits Mitte des 18. Jahrhunderts ein Bündnis mit wahhabitischen Religionsgelehrten geschlossen, das bis heute Bestand hat und den Gelehrten weitreichenden Einfluss auf Religions- und Lebenspraxis in Saudi-Arabien gewährt.
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