Für Helmut Elsner, den als Hauptschuldigen am Milliardenverlust der Bawag verurteilten früheren Generaldirektor der Bank, sind die Enthüllungen um die "Paradise Papers" ein Geschenk des Himmels. Jahrelang versuchte er, zu beweisen, dass Investor Wolfgang Flöttl das ihm anvertraute Geld nicht verspekuliert hat. Dass es keinen Totalverlust gegeben hat, wie es Flöttl immer behauptet. Sondern, dass sein erbitterter Widersacher erhebliche Beträge abgezweigt hat, was der in den USA lebende frühere Börsenmakler mehrfach empört bestritten hat.
Doch in den nun enthüllten geheimen Daten einer Anwaltskanzlei tauchen für Flöttl sehr unangenehme Fakten auf: dass er von 1990 bis 2000 Eigentümer von sieben Gesellschaften auf der Karibikinsel Aruba war. Sie tragen Namen wie Lafayette Enterprises, Autumn Investments und Celtic Corporation. Zu welchem Zweck Flöttl diese Offshore-Gesellschaften hielt, ist unbekannt.
1,7 Milliarden Euro in Flöttls Firmen geflossen
Zur Erklärung, welche Bedeutung diese Enthüllungen noch haben könnten, ein kurzer Rückblick: 1,7 Milliarden Euro flossen von 1995 bis 2000 von der Bawag in Flöttls Firmen. Flöttl sollte damit Geld verdienen und die angeschlagene Bawag-Bilanz auffetten. Er investierte in höchst riskante Börsenprodukte wie Währungs- und Zins-Swaps. Und hat dabei alles verloren. So steht es im rechtskräftigen Urteil des Strafprozesses, auch der Gerichtsgutachter konnte das Gegenteil nicht beweisen.
Verdachtsmomente gegen Wolfgang Flöttl gab es zuhauf: Fachleute wollten nicht glauben, dass Flöttl, ein alter Fuchs am glatten Börsenparkett, dreimal auf das falsche Pferd gesetzt hatte. Es tauchte sogar die gewagte Behauptung auf, Flöttl habe mit sich selbst Geschäfte gemacht. Denn die Börsenspekulationen waren nichts anderes als höchst gewagte Wetten. Auf der einen Seite Wolfgang Flöttl mit dem Geld der Bawag. Wer auf der anderen Seite stand, will der Investor nicht gewusst haben. Das sei im weltweiten Datennetz auch nicht zu kontrollieren gewesen, hieß es. Aber was, wenn doch?
Wohin floss das Bawag-Geld?
Allzu große Bedeutung maß man im Prozess der Frage, wohin das Bawag-Geld geflossen ist, auch nicht zu. In dem Moment, in dem die 1,7 Milliarden die Bawag verlassen haben, sei der Tatbestand der Untreue erfüllt, lautete die Begründung. Doch Helmut Elsner ließ nicht locker. Ein Gutachter will herausgefunden haben, dass mehr als 200 Millionen gar nicht verloren waren. Dazu gab es aufklärungswürdige Vorgänge in Zusammenhang mit zwei Häusern Flöttls auf den Bermudas. Sind diese, wie der Investor betont, zur Schadenswiedergutmachung verkauft worden? Oder war die Käuferin eine Flöttl-Sekretärin, wie Elsner behauptet?
Wie der Verteidiger des Investors erklärt, bestreitet sein Mandant jeden Zusammenhang zwischen den nun enttarnten Firmen mit der Bawag-Affäre: "Das kann Flöttl ausschließen. Die Gründung dieser Firmen fand vor mehr als 30 Jahren statt. Und wie gesagt, hat er diese Gesellschaften 1998 nach den Totalverlusten aus Kostengründen liquidiert." Doch aus dem Justizministerium kommen positive Signale. Der für Strafrecht zuständige Sektionschef Christian Pilnacek im Justizministerium erklärte: "Wir werden uns diese Informationen natürlich ansehen und die Staatsanwaltschaft Wien wird dann ihre Schlüsse daraus ziehen." Die Firmendaten sind bekannt, die Geschäfte der Aruba-Firmen allerdings nicht.
Ungeklärt ist bis zur Stunde vor allem eines: Wie viel Geld war in diesen Firmen tatsächlich gebunkert? Und wohin ist es versandet?
Peter Grotter, Kronen Zeitung
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