Infarkt, Absturz ...
Game of Thrones der Wüste: Drei Saudi-Prinzen tot
Noch wird Saudi-Arabien von König Salman regiert, doch die schwerreiche Monarchie steht vor einer Zeitenwende, seit Mohammed bin Salman zum Kronprinzen ernannt wurde und sich auf die Machtübernahme vorbereitet. Doch der Generationenwechsel wird überschattet von einer beispiellosen Verhaftungswelle, im Rahmen derer Dutzende Prinzen, unter ihnen der reichste Araber, verhaftet wurden. Außerdem gab es zuletzt eine recht hohe Sterberate, die so manchen gar an die berühmt-berüchtigte TV-Serie "Game of Thrones" erinnert: Prinz Mansour bin Mukrin kam am Sonntag bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben, im August starben zwei weitere Prinzen, von denen einer erst 26 Jahre alt war.
Mansour bin Mukrin, Vize-Gouverneur der Provinz Asir, starb bei einem Absturz im gebirgigen Süden Saudi-Arabiens nahe der Grenze zum Jemen. Das Königshaus gab seinen Tod am Sonntag bekannt, ohne Angaben zur Ursache des Unglücks zu machen.
Im August starb der 86-jährige Prinz Abdulrahman bin Abdulaziz, ein Bruder des Königs. Die Todesursache wurde nicht genannt. Nur wenige Tage war mit Salman bin Saad bin Abdullah bin Turki ein weiterer Prinz aus dem Leben geschieden. Er wurde nur 26 Jahre alt, als Todesursache wurde ein Herzinfarkt genannt.
Beispiellose Verhaftungswelle
Am Samstag wurden zudem in einer beispiellosen Verhaftungswelle elf Prinzen und 38 hochrangige Würdenträger des Landes festgenommen. Unter ihnen ist auch der einflussreiche Milliardär Al-Walid bin Talal, laut "Forbes" der reichste Araber der Welt. Den Festgenommenen werden unter anderem illegale Geschäfte, Geldwäsche und Veruntreuung öffentlicher Gelder vorgeworfen. Weitere Verhaftungen sind Experten zufolge nicht ausgeschlossen.
Reichster Araber der Welt festgenommen
Al-Walid bin Talal ist laut "Forbes" mit etwa 16 Milliarden Euro Vermögen der reichste Mann der arabischen Welt. Sein Geld hat er mit einem Immobilienimperium gemacht. Ihm gehören über seine Kingdom Holding unter anderem zahlreiche Luxushotels wie das George V in Paris oder das Savoy in London. Auch am Apple-Konzern und dem Kurznachrichtendienst Twitter ist er beteiligt.
Die nun erfolgten Verhaftungen gingen von einem neu eingerichteten Anti-Korruptions-Komitee mit weitreichenden Befugnissen unter Führung von Kronprinz Mohammed aus. Experten zufolge gehe es allein um die Festigung der Macht. Überraschend sei dabei allerdings die Geschwindigkeit, mit der dies vor sich gehe.
Spekulationen um Rücktritt des greisen Königs
In den vergangenen Monaten und Jahren hatte der 81-jährige König Salman eine Reihe von Entscheidungen getroffen, die die Position seines 32-jährigen Sohnes Mohammed stärken. Der greise König, über dessen möglichen Rücktritt immer wieder spekuliert wird, machte ihn schließlich im Juni zum Thronfolger. Der bisherige Thronfolger wurde abgesetzt und damit ein ganzer Teil der Königsfamilie entmachtet, was nach Medienberichten zu Verstimmung im weitverzweigten Königshaus führte. Die letzten Personalentscheidungen brachten außerdem Vertraute Mohammed bin Salmans in Schlüsselpositionen.
"MbS", wie der populäre Prinz genannt wird, hat dabei den Ruf, ein Hitzkopf zu sein und übermäßig nach Macht zu streben. Vor seiner impulsiven Art warnte 2015 bereits der deutsche Bundesnachrichtendienst. Dies zeigt sich unter anderem in der Außenpolitik: Mohammed ist mitverantwortlich für die nach Angaben der Vereinten Nationen desaströse Entwicklung im Jemen-Krieg. Auch wird er als einer der Drahtzieher hinter der Blockade des Golfemirats Katar gesehen.
Kronprinz Hoffnungsträger vieler junger Saudis
Innenpolitisch verfolgt der Kronprinz einen Modernisierungskurs des ultrakonservativen Landes, der ihn in den Augen vieler junger Saudis zum Hoffnungsträger macht. Unter Mohammed bin Salman soll Saudi-Arabien dabei mit einem riesigen Wirtschaftsumbau unabhängiger vom Öl werden. Der innenpolitische Kurs, das Land entgegen der Meinung konservativer Gelehrter zu öffnen und politische Gegner kaltzustellen, wird dabei von Experten als riskant beschrieben. Die Unzufriedenheit in Teilen der königlichen Familie angesichts der universellen Macht des Kronprinzen sei vernehmbar.
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