Durch die Enthüllungen der "Paradise Papers" wurden die bekannten miesen Steuertricks der Konzern jetzt im Details bekannt: So bezahlte Apple für seine im Ausland erzielten Gewinne nur 3,7% an Steuern. Der Sportartikelriese Nike hat Lizenzgebühren in Milliardenhöhe geparkt, für die er gar nur 2% bezahlt hat. Der EU entgehen insgesamt 60 Milliarden Euro pro Jahr an Steuereinnahmen, weil internationale Konzerne ihre Gewinne in Steueroasen verschieben.
Beispiel Apple: Die außerhalb der USA erzielten Gewinne betrugen laut "Süddeutscher Zeitung" 44 Milliarden Dollar, dafür wurden nur 1,7 Milliarden Dollar oder 3,7% an Steuern bezahlt. Als die EU Druck ausübte und erreichte, dass die Irland-Gesellschaften von Apple ab 2015 mehr bezahlen hätten müssen, wich der Apfel-Riese kurzerhand auf die britische Kanalinsel Jersey aus und bezahlt seither weiter nur zwischen drei und sieben Prozent.
Beispiel Nike: Lizenzgebühren aus Verkäufen in Nordeuropa und Südafrika wurden über eine Firma in den Bermudas eingehoben. Als das nicht mehr ging, wurden über holländische Tochterfirmen Steuern vermieden. Wenn Kunden in einem deutschen Nike-Store Schuhe kaufen, fließen die Erlöse demnach ins Nachbarland. Laut den Aufdecker-Recherchen bunkert Nike 12 Milliarden Dollar in Steuer-Oasen, für die nur zwei Prozent an Abgaben bezahlt wurden.
Konzernchefs beteuern, dass alles "legal" ist
Natürlich beteuern Apple-Chef Tim Cook und Mark Parker von Nike, dass alles "legal" sei. Doch die Konzerne setzen alles daran, immer wieder solche Steuerschlupflöcher aufzuspüren.
Wie die "Süddeutsche Zeitung" am Dienstag unter Berufung auf Berechnungen des französischen Wirtschaftswissenschaftlers Gabriel Zucman berichtete, entgeht der EU ein Fünftel ihrer Einnahmen aus Unternehmensteuern - 60 Milliarden Euro - durch solche Steuertricks. Deutschland sei besonders betroffen. Dem Land entgehen jährlich rund 17 Milliarden Euro.
Zucman sieht in dem von den "Paradise Papers" enthülltem System auch ein grundsätzliches Problem: Steueroasen befeuerten die Ungleichheit in der Welt, weil die Reichsten Milliarden vor den Finanzämtern versteckten. "Nur vermögende Menschen können es sich leisten, Steuern aufwändig zu vermeiden", sagte Zucman der "SZ". Der Gegenwert von zehn Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts wird nach seinen Berechnungen von Superreichen in Steueroasen geparkt.
Den Schaden tragen die Normalverdiener
Den Schaden tragen die Normalverdiener, wie Zucman sagte: "Werden den Industrienationen Abgaben entzogen, müssen diese die Mittel anderswo besorgen. Meist sind es Angestellte und Arbeiter, die deshalb höhere Steuern zahlen müssen."
Die EU will bis Jahresende eine "Schwarze Liste" mit Steuerparadiesen veröffentlichen, für die es "angemessene Sanktionen" geben soll. Seit April 2016 arbeitet man daran. 60 Länder wurden schriftlich aufgefordert, Steuerreformen vorzunehmen, um nicht auf der Liste zu landen. Sie haben noch bis 18. November Zeit.
Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.