Im Wiener Ronacher sind am Montagabend die Nestroy-Preise verliehen worden. Doch schon zu Beginn der Gala sorgte der Austausch der Moderatoren für eine Überraschung. Denn statt der Puppenspieler Nikolaus Habjan und Manuela Linshalm sowie der Burgtheater-Schauspielerin Regina Fritsch übernahmen Michael Niavarani und Peter Fässlacher (ORF III) an der Seite von Burgtheater-Chefin Karin Bergmann die Moderation. Hintergrund soll ein Streit mit den geplanten Moderatoren gewesen sein.
Die Autorin Julya Rabinowich habe statt des bestellten Textbuchs zu einer Bühnenshow zum Thema "Wie gefährlich ist die Kunst?" ein veritables kleines Theaterstück abgeliefert, das in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht zu realisieren gewesen sei, sagte Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann eingangs. "Künstler haben immer recht - und letztendlich verantwortlich ist der Theaterdirektor."
Der Abend werde daher eine Improvisation, sie habe sich aber Unterstützung von Profis geholt, so Bergmann. Als ihr Assistent trat daher sogleich Niavarani auf und holte sich die ersten Lach-Salven des Abends. Die erste Auszeichnung des Abends, den ORF-III-Publikumspreis, bekam Maximilian Simonischek überreicht. Er stürzte beim Betreten der Bühne, ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen, telefonierte vor dem Mikrofon mit seiner Mutter und animierte das Publikum zu einem "Hallo, Charlotte!"-Chor.
Nachwuchspreise von Niavarani und Schenk moderiert
Die Nachwuchs-Preise moderierte Niavarani im Duo mit Otto Schenk. Der 1992 geborene Steirer Felix Hafner erhielt den Preis für den besten männlichen Nachwuchs. Seine fulminante Regie von Molières "Der Menschenfeind" am Volkstheater Wien hatte die Jury begeistert. Bester weiblicher Nachwuchs wurde die 26-jährige Maresi Riegner für ihre Rollen der Helen Keller in "The Miracle Worker" im Theater der Jugend und als Hedvig in "Die Wildente" im Theater in der Josefstadt.
Maria Happel übernahm die Übergabe der Nebenrollen-Auszeichnung. Volkstheater-Ensemblemitglied Birgit Stöger (42) erhielt für ihre Arsinoe in "Der Menschenfeind" und dem Merkl Franz seine Erna in "Kasimir und Karoline" den Nestroy. Sie bedankte sich und erinnerte an den nach Österreich geflüchteten Schauspieler, der die im Vorjahr ausgezeichnete "Lost and Found"-Produktion des Volkstheaters inspiriert habe und seither zu einem guten Freund geworden sei. Am Morgen habe dieser einen negativen Asyl-Bescheid erhalten. "Wenn der österreichische Staat ihn abschiebt, kommt dies einem Todesurteil gleich." Das Publikum reagierte mit langen Standing Ovations.
"Österreicher, dem man Kunst wegnimmt, ist gefährlich"
Vor dem Regiepreis hielt der Autor David Schalko eine viel beklatschte Rede über die Gefährlichkeit der österreichischen Künstler und ihre Sehnsucht nach einem Kulturministerium, von dem man sich seine Gefährlichkeit bewilligen lassen könne. "Keine Spezies ist gefährlicher als der Österreicher, dem man die Kunst wegnimmt", warnte er ironisch. Den Regie-Nestroy erhielt der deutsche Regisseur Elmar Goerden für "Die Verdammten" nach dem Film von Luchino Visconti, ein großes Ensemblestück im Theater in der Josefstadt.
Bester Schauspieler wurde wenig überraschend Joachim Meyerhoff für sein beeindruckende Darstellung einer bipolaren Störung in "Die Welt im Rücken" nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Melle im Akademietheater, beste Schauspielerin wurde Andrea Jonasson für ihre Rolle als Freifrau Sophie von Essenbeck in der Josefstadt-Produktion "Die Verdammten".
"Lustigste Nestroy-Verleihung"
Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) bedankte sich bei Bergmann "für eine der spontansten, lustigsten, politischsten und empathischsten Nestroy-Verleihungen, die ich erlebt habe". Er habe bereits hinter der Bühne zu ihr gemeint: "So machen wir das jetzt immer!" Er erzählte von einem FPÖ-Antrag auf Subventionsentzug des Theaters in der Josefstadt, dessen satirische Werbesujets (in denen u.a. eine einjährige Bildungskarenz von H.C. Strache vermeldet wurde) die Rathaus-Freiheitlichen aufgebracht hatten.
Zum Abschluss des Abends nahm die 74-jährige Burgschauspielerin Kirsten Dene, seit einem Festwochen-Gastspiel von Kleists "Hermannsschlacht" vom Wiener Publikum heiß geliebt und bereits 2010 mit einem Nestroy-Preis als beste Schauspielerin ausgezeichnet, den Lebenswerk-Preis entgegen.
Alle Preisträger im Überblick:
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