Führende Elektronikhersteller wie Apple, Samsung oder Sony, aber auch Autokonzerne wie BMW, Daimler und Volkswagen profitieren nach Angaben von Amnesty International weiterhin von Kinderarbeit in der Demokratischen Republik Kongo. Das geht aus einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation mit dem Titel "Time to recharge" (Zeit zum Wiederaufladen) hervor.
In den Kobalt-Minen des zentralafrikanischen Landes, aus denen laut Amnesty mehr als die Hälfte des weltweiten Kobaltbedarfs gedeckt wird, riskierten demnach schon Kinder ab sieben Jahren ihr Leben und ihre Gesundheit. Die Menschenrechtsorganisation hatte darauf schon Anfang 2016 in ihrem Bericht "This is what we die for" (Dafür sterben wir) hingewiesen.
Durch den steigenden Bedarf an effizienten Energiespeichern in Smartphones, Laptops, Elektroautos und für erneuerbare Energien steige auch die Nachfrage des für diese Technologien verwendeten Kobalts, erklärte Amnesty. Doch von den 29 untersuchten Unternehmen sei keines seinen Sorgfaltspflichten zur Offenlegung und Unterbindung von Menschenrechtsverletzungen hinreichend nachgekommen.
Mangelnde Transparenz bei Lieferketten
Am besten schneidet demnach noch Apple ab: Der iPhone-Hersteller sei Anfang des Jahres das erste Unternehmen gewesen, das die Namen seiner Kobaltlieferanten veröffentlichte. Dell und HP haben damit begonnen, diese zu untersuchen. Andere größere Elektronikkonzerne hinken laut Amnesty indes gewaltig hinterher. Microsoft ist eines der 26 Unternehmen, die bisher keine Angaben zu ihren Lieferanten veröffentlichten. Auch Lenovo wird ein schlechtes Zeugnis ausgestellt: Der Konzern unternahm nur minimale Schritte, um Risiken für Menschen genauer zu untersuchen.
Besondere Defizite weist dem Bericht zufolge die Autobranche auf. BMW habe sich "in einigen Aspekten verbessert" und schneide unter den Autoherstellern als bester ab, zeige jedoch weiterhin "deutliche Mängel". Volkswagen und Daimler wiesen demnach "erhebliche Mängel" auf. Einige Unternehmen hätten die Kontrollen der Kobalt-Lieferketten zwar verbessert, seien aber noch weit davon entfernt, lückenlos zu prüfen, erklärte Amnesty-Experte Mathias John.
Bei allen Unternehmen mangele es an Transparenz. Deshalb bestehe die Gefahr, dass der Käufer eines Smartphones, Laptops oder E-Autos unwissentlich Kinderarbeit fördere, erklärte Amnesty.
"Energielösungen dürfen nicht auf Menschenrechtsverletzungen aufbauen"
"Wir stehen an einem Scheideweg. Da der Bedarf an wiederaufladbaren Batterien steigt, tragen die Unternehmen eine große Verantwortung. Sie müssen beweisen, dass sie nicht aus dem Elend der Minenarbeiter, die in der Demokratischen Republik Kongo unter schrecklichen Umständen arbeiten, ihren Gewinn schöpfen. Energielösungen der Zukunft dürfen nicht auf Menschenrechtsverletzungen aufbauen", appellierte die Menschenrechts-Beauftragte von Amnesty, Seema Joshi, an die Erfüllung der Sorgfaltspflicht in Unternehmen.
Bei Menschenrechtsverstößen müssten diese im Einklang mit den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte und den Leitsätzen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Gegenmaßnahmen ergreifen und für Abhilfe sorgen. Das gelte von der Mine über die Verhüttung bis zur Produktionsstätte.
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