Mehr Sicherheit

“Anti-Terror-Lego” auf Wiens Weihnachtsmärkten

Österreich
19.11.2017 15:39

Seit dem blutigen Lkw-Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin im Vorjahr geht auch in Wien die Angst vor ähnlichen Attentaten um. An den Eingängen zu mehreren Christkindlmärkten wurden deshalb Hindernisse aus Beton platziert und so wie am Rathausplatz sogar mit Weihnachtsdeko verhüllt. Die Polizei erwartet sich von diesem "Anti-Terror-Lego" mehr Sicherheit für die Besucher.

Bei dem Attentat am 19. Dezember in Berlin war der Tunesier Anis Amri mit einem Lastwagen auf einem Weihnachtsmarkt in eine Menschenmenge gerast. Dabei kamen zwölf Menschen ums Leben, Dutzende weitere wurden teils schwer verletzt. Dem Täter gelang die Flucht, ehe er einige Tage danach in Italien von der Polizei erschossen wurde.

Veranstalter verbessern Schutzmaßnahmen
Nach dem Berliner Anschlag hatte eine Wiener Magistratsabteilung bereits im Vorjahr veranlasst, Sicherheitsvorkehrungen - wie zum Beispiel Blockaden durch Container - zu errichten. Einige Veranstalter justierten heuer nach und setzten zusätzliche Schritte. Beim Weihnachtsdorf am Maria-Theresien-Platz etwa stehen geschmückte Betonhindernisse, die aussehen wie überdimensionale Packerl.

Maria-Theresien-Platz: Betonhindernisse als Packerl (Bild: Privat)
Maria-Theresien-Platz: Betonhindernisse als Packerl

Sinnbild der politischen Hilflosigkeit
Auch am Rathausplatz wurden Betonblöcke aufgestellt. Damit die hässlichen Hindernisse weniger auffallen, wurden sie in bunte Weihnachtsdeko verpackt. Damit sollen wohl nicht nur ihre Hässlichkeit, sondern auch ihr wahrer Zweck verhüllt werden. Ein Sinnbild der politischen Hilflosigkeit ...

In Weihnachtsdeko gehüllte Betonpoller am Wiener Rathausplatz (Bild: twitter.com)
In Weihnachtsdeko gehüllte Betonpoller am Wiener Rathausplatz
In Weihnachtsdeko gehüllte Betonpoller am Wiener Rathausplatz (Bild: twitter.com)
In Weihnachtsdeko gehüllte Betonpoller am Wiener Rathausplatz

Beim Schloss Schönbrunn wiederum werden auch an den Seiteneingängen Poller errichtet. Konkret werden bei den Eingängen Hietzinger und Meidlinger Tor solche versenkbare Schutzvorrichtungen installiert.

Sobotka: "Sicherheit der Menschen" im Fokus
Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) zu den Sicherheitsmaßnahmen: "Ich habe bereits zu Jahresbeginn angeordnet, gemeinsam mit Veranstaltern und Gemeinden maßgeschneiderte Konzepte zu erarbeiten. Die Landesämter für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung stehen den Veranstaltern beratend zur Seite. Ob Poller oder andere technische Sperren - die Lösungen können unterschiedlich sein. Im Zentrum unserer Überlegungen muss immer die Sicherheit der Menschen in diesem Land stehen."

Terrorschutz vor Kanzleramt kostet 615.000 Euro
Als Schutz gegen mögliche Terroranschläge wurden bereits zuvor in der Wiener Innenstadt auch vor dem Bundeskanzleramt und vor der Hofburg Hindernisse aufgestellt. Diese sorgten im Nationalratswahlkampf für einen veritablen Regierungsstreit über Auftragserteilung und Optik. Anstelle einer Mauer unmittelbar vor den Gebäuden entschied man sich dann für fixe Poller, 42 Stück an der Zahl. Die Blöcke hätten laut Bundesimmobiliengesellschaft 360.000 Euro gekostet.

Poller vor dem Bundeskanzleramt am Ballhausplatz (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
Poller vor dem Bundeskanzleramt am Ballhausplatz

Für die fixen Poller wurden vom Kanzleramt Kosten in der Höhe von 488.000 Euro angegeben. Da aber bei der Zufahrt auch im Boden versenkbare Poller errichtet wurden, beläuft sich der Auftragswert für dieses Sicherheitskonzept im Regierungsviertel auf mehr als 615.000 Euro.

Video zu den Anti-Terror-Maßnahmen: "Die Poller sind Holler"

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