Damit die fünfte Mobilfunk-Generation 5G und das Internet of Things (IoT) Wirklichkeit werden können, wird auch ein massiver Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur in Österreich notwendig sein. "Wir werden langfristig alle Mobilfunkstationen an Glas anschließen müssen und wir werden langfristig viel mehr Mobilfunkstationen haben", sagt Drei-Chef Jan Trionow.
"Glasfaser und Mobilfunk sind kein Widerspruch mehr, wir brauchen nicht mehr die religiösen Diskussionen führen, ob man das eine oder andere braucht", sagte Trionow bei einem Pressegespräch im Vorfeld des "Fiberday 2017", der am 29. November im Wiener Rathaus veranstaltet wird. "Ein großzügiger Glasfaserausbau ist notwendig für leistungsfähige 5G-Netze, weil nur Glasfaser auch die kurzen Latenzzeiten liefert, die man für verschiedene Anwendungen im 5G-Bereich braucht.
Dringenden Handlungsbedarf sieht auch Johannes Zeitelberger von der Computer Measurement Group Austria and Eastern Europe (CMG-AE). "Österreich ist innerhalb der EU Schlusslicht beim Glasfaser-Ausbau", sagte Zeitelberger, man dürfe jetzt nicht wirtschaftlich und technologisch den Anschluss verlieren.
Laufende Maßnahmen für Breitbandausbau reichen nicht
Die Zielsetzungen beim Breitbandausbau könnten mit den laufenden Maßnahmen allerdings nicht erreicht werden, warnt Trionow, der auch Präsident des Verbandes Alternativer Telekom-Netzbetreiber (VAT) ist. "Regulierung und Bürokratie müssen reduziert und der Ausbau wettbewerbs- und anbieterneutraler Infrastrukturen forciert werden", sagte Trionow. "Es wird sich nicht rechnen, parallele Glasfasernetze zu bauen. Glasfaser wird wahrscheinlich ein natürliches Monopol sein, wir müssen uns überlegen, wie in diesem Umfeld Wettbewerb erhalten werden kann."
Regulierung habe da in der Vergangenheit oft versagt. "Deshalb glauben wir, dass diese Open-Access-Netze, die wir auch auf den Fiberdays intensiv diskutieren werden, der richtige Weg sind um beides zu erreichen: Den Ausbau von Infrastruktur und einen Wettbewerb, der erhalten bleibt." Die öffentliche Hand werde dabei als Förderer und Schaffer der Rahmenbedingungen eine große Rolle spielen.
Grabungsarbeiten sind großer Kostenfaktor in Wien
Auch der Breitbandkoordinator der Stadt Wien, Josef Dirmüller, setzt auf die Errichtung wettbewerbs- und anbieterneutraler Glasfaser-Infrastruktur. Allerdings werde die Stadt Wien nicht selbst das Glasfasernetz ausbauen, man setze vielmehr auf einen privatwirtschaftlichen koordinierten Ausbau. Ein wesentlicher Kostenfaktor seien die Grabungsarbeiten, die in Wien noch um einiges teurer seien als auf dem Land. Man biete deshalb den Telekommunikationsunternehmen und der Wien Energie an, sie über die Grabungsarbeiten der Stadt Wien zu informieren. "Jeder hat dann die Möglichkeit, eine Mitverlegung durchzuführen."
Auch nach Ansicht von CMG-AE-Vizepräsident Heinz Pabisch wäre es "unklug, zwei Glasfasernetze zu bauen - nämlich eines bis zu jeder Antenne für die Mobilnetzbetreiber und 5G und parallel dazu ein Festnetz, das bis in die Wohnungen gehen muss". Man müsse die Netzbetreiber vom Geschäftsmodell "offene Netze" überzeugen, also anbieterneutrale Netze, deren Betreiber und Errichter die Infrastruktur einer Vielzahl von Dienstanbietern zur Verfügung stellen sollten. Darüber hinaus verlangt die CMG eine Abkehr von Subventionen für kupferbasierte Netze.
Glasfaserausbau erfordert öffentliche Beihilfen
Für den Glasfaserausbau müssten die öffentlichen Beihilfen erhöht werden, etwa indem sich ein Bundesland mit Eigenkapital an einer Netzerrichtungsgesellschaft beteilige. Solche Modelle wären auch für andere Geldgeber interessant. "Banken und Investoren lieben das Offene-Netze-Modell."
Die alternativen Internetanbieter haben heute auch vor einer Re-Monopolisierung bei Breitband-Internetzugängen gewarnt. Der Marktanteil der Alternativen sei in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen und mittlerweile liege er deutlich unter dem europäischen Durchschnitt. "Der ehemalige Monopolist und heimische Marktführer A1 Telekom Austria kontrolliert den Großteil der Breitbandinfrastruktur, wobei diese zu überwiegenden Teilen aus der ehemals staatlichen Infrastruktur besteht", erklärte der VAT in einer Aussendung. Fördergelder aus der "Breitbandmilliarde" würden zu 80 Prozent dem Ex-Monopolisten zugutekommen.
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