Kriegstrophäe

Wirbel um Geköpften im Wiener Weltmuseum

Österreich
28.11.2017 13:25

Eine brasilianische Kopftrophäe im jüngst wiedereröffneten Weltmuseum in Wien sorgt für Aufregung: Wie das Ö1-"Morgenjournal" am Montag berichtete, kritisieren Wissenschaftler die Präsentation der menschlichen Überreste. KHM-Generaldirektorin Sabine Haag verwies im Gespräch auf die Einhaltung des "ICOM Code of Ethics", verspricht aber eine Verbesserung der Kommunikation rund um das Objekt.

Auch die zuständige Kuratorin der Sammlung Südamerika im Weltmuseum, Claudia Augustat, unterstreicht in einem Statement die im Vorfeld erfolgte sorgfältige Abwägung, die Trophäe zu zeigen. Trophäenköpfe seien Objekte, die für die öffentliche Präsentation angefertigt wurden, daher habe auch das Volk der Munduruku, aus dessen Besitz das Objekt stammt, nichts gegen eine Ausstellung in Wien vorgebracht. "Mir ist durchaus bewusst, dass Nachfahren jener Gruppe, von der der Kopf erbeutet wurde, dies anders sehen könnten", räumt Augustat ein. Es sei jedoch nicht möglich gewesen, die Herkunftsgemeinschaft zu eruieren.

(Bild: APA/HANS PUNZ)

"Künstlerische Gestaltung des Schädels"
"Da der Trophäenschädel den Feind jedoch nicht herabsetzt, sondern seiner Lebenskraft eine wichtige und wertschätzende Bedeutung in der Kultur der Munduruku zukommt, habe ich mich entschieden, ihn in der Ausstellung zu zeigen", sagt die Kuratorin. Durch die künstlerische Gestaltung des Schädels sei dieser so weit verändert worden, "dass er nicht länger das Porträt eines Individuums ist, sondern ein abstrahierter Ritualgegenstand".

(Bild: APA/HANS PUNZ)

Verstörende Bereiche "nicht einfach ausblenden"
Ebenso wie Haag spricht sich auch Augustat dafür aus, verstörende oder schockierende Bereiche aus anderen Kulturen "nicht einfach auszublenden, sondern sie durch Beleuchtung ihres ursprünglichen Kontexts verständlich zu machen". Man wolle "nicht so tun, als gäbe es das nicht", fügt Haag hinzu. Es stehe für sie jedoch fest, dass die Erkenntnisse zu diesem Thema nie abschließend getroffen werden könnten. Das KHM sei ein Ort der interkulturellen Diskussion. Man werde die kritischen Stimmen zum Anlass nehmen, im Kolonialismus-Saal des Weltmuseums das Objekt vertiefend zu behandeln.

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