Rechnete sich nicht
“Charlie Hebdo” stellt deutsche Ausgabe ein
Das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" stellt seine deutsche Ausgabe nach nur einem Jahr wieder ein. Das letzte Heft erscheint an diesem Donnerstag, wie die Zeitung mitteilte.
"Es fiel uns nicht leicht, euch zu verstehen, so wie es euch sicher nicht immer leichtfiel, uns zu verstehen", schrieben der französische Chefredakteur Gerard Biard und seine unter Pseudonym auftretende deutsche Kollegin Minka Schneider. "Und wir selbst wussten nicht, wie viele Leser es braucht, damit eine gedruckte Zeitung heute rentabel ist. Zu viele jedenfalls, um unseren Besuch bei euch zu verlängern."
Die französische Wochenzeitung ist für ihre bissigen und oft provokanten Satiren bekannt. Sie erlangte international traurige Bekanntheit, als Islamisten im Jänner 2015 einen Anschlag auf die Redaktion begingen und zwölf Menschen ermordeten.
Keine Absatzzahlen veröffentlicht
Die am 1. Dezember 2016 gestartete deutsche Ausgabe hatten die Macher selbst als Experiment bezeichnet. Absatzzahlen für Deutschland hatte "Charlie" auch auf Nachfrage nie veröffentlicht. Das wöchentlich erscheinende Heft bestand zu großen Teilen aus übersetzten Texten und Karikaturen der Originalausgabe und war damit recht Frankreich-lastig, die Redaktion griff aber auch deutsche Themen auf.
"Ganz sicher hätten wir viel öfter zu euch schauen müssen", räumten die Macher nun in der Abschiedsbotschaft an ihre deutschen Leser ein. Sie hielten sich zugleich eine Tür offen: "Eines Tages wollen wir euch vielleicht wieder überraschen, in einer anderen Form, die weniger Zwänge mit sich bringt." Die letzte Titelseite zeigt eine Karikatur der deutschen Kanzlerin Angela Merkel, die vor "Charlie Hebdo" wegrennt. "Ein Jahr lang belästigt ...", steht darüber, und in einer Sprechblase neben Merkel: "Es reicht!"
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