Knalleffekt in Niederösterreich: In der Frage einer Verfahrenswiederaufnahme im Fall Julia Kührer hat das Landesgericht Korneuburg einen weiteren Termin festgesetzt. Nach Mitteilung vom Donnerstag findet am 24. Jänner 2018 eine nicht öffentliche Verhandlung statt. Der Grund seien eine neue Zeugin sowie ein Gutachten, das "erstmals eine wahrscheinliche Todesursache" der 16-Jährigen beinhaltet: eine "letale Überdosis Methamphetamin", besser bekannt als Crystal Meth.
Die Expertise von Eva Kathrin Sinner von der Wiener Universität für Bodenkultur, die dem Gericht von Rechtsanwalt Wolfgang Blaschitz übermittelt wurde, widerlege jene des toxikologischen Sachverständigen Günter Gmeiner, der im Prozess 2013 nach Analyse des Gehirnextrakts von Metamphetamin in ganz geringer Konzentration gesprochen hatte.
Eine - von Gmeiner ausgeschlossene - letale Überdosis sei laut der Biochemikerin durchaus in Betracht zu ziehen, da sich der Literaturwert auf das gesamte Körpergewicht beziehe und es sich bei der gefundenen Menge um Material handle, das lange verschiedensten Umwelteinflüssen ausgesetzt war. Zudem sei eine fatale Wechselwirkung mit anderen psychoaktiven Substanzen wie Nikotin und Koffein wahrscheinlich.
Überreste der toten Julia Kührer in Keller gefunden
Blaschitz, der Rechtsbeistand des 2013 wegen Mordes an dem seit 2006 vermisst gewesenen Mädchens verurteilten ehemaligen Videothekbesitzers in Pulkau hatte die Wiederaufnahme beantragt. In dessen Keller waren fünf Jahre nach ihrem Verschwinden die sterblichen Überreste der Schülerin gefunden worden. Eine Todesursache ließ sich allerdings nicht mehr eruieren.
Der Mann hatte 2006 eine Videothek in Pulkau gehabt, in der sich die Jugend des Ortes getroffen hatte. Er wurde im September 2013 des Mordes schuldig gesprochen, das Oberlandesgericht setzte in der Berufung 2014 die Strafe von Lebenslang auf 20 Jahre herab.
Neue Zeugin ins Spiel gebracht
Auch eine neue Zeugin könnte die Wende in dem Fall bringen: Aufgrund der konkreten Hinweise in der Verhandlung vom 11. Oktober konnte eine weitere (Hörensagen-)Zeugin ausgeforscht werden. Laut Blaschitz sei eine - zuvor noch nicht einvernommene - Zeugin ins Spiel gebracht worden, die damals in der angeblich Drogen konsumierenden Clique um Julia Kührers Ex-Freund in Pulkau im Weinviertel dabei gewesen sein soll. Sie soll gehört haben, dass dieser nach dem Verschwinden der Schülerin gesagt habe, so etwas wie mit Julia dürfe nicht noch einmal passieren.
Im Zuge der Verhandlung sollen zwei weitere Zeugen zum Vorbringen des Verurteilten vernommen und eine Gegenüberstellung mit einem bereits befragten Zeugen durchgeführt werden.
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