Porsche-Erfahrung

Porsche Cayman: Einsteiger für Aufsteiger

(Bild: Porsche)

Cayman (sprich: Keimän) heißt der Einstieg ins überdachte Porschefahren. Wer bei einem Einsteigermodell aber an Magerkost und Spottpreise denkt, hat sich bei Porsche getäuscht. Einsteigen in den Einsteiger und Draufsteigen aufs Gas macht Spaß, man sollte aber zumindest ein Aufsteiger sein, um sich das auch leisten zu können.

Ab 56.600,-- Euro kostet der Cayman, (NOCH billiger ist ungewöhnlicherweise seine offene Version, der Boxster). Dafür gibt es immerhin einen richtigen Porsche samt Mittelmotor-Boxer. Der Sechszylinder leistet 245 PS (180 kW) und entwickelt ein Drehmoment von 273 Newtonmeter zwischen 4.600 und 6.000 Umdrehungen pro Minute. Mit dem serienmäßigen Fünfganggetriebe beschleunigt der Cayman in 6,1 Sekunden auf Tempo 100 (gut, dass der kleine Zuffenhausener nur 1.300 Kilo wiegt), die Höchstgeschwindigkeit beträgt 258 Kilometer pro Stunde.

Ohrenschmaus serienmäßig
Serienmäßig dabei ist auch herrlicher Porschesound, der umso schöner (und natürlich lauter) wird, je höher man dreht. Da fährt man gerne mal ein, zwei Gänge niedriger, um sich den Ohrenschmaus zu gönnen. Dann wird der Verbrauch aber über die 13 Liter, die im Test pro 100 Kilometer durch die Brennräume geflossen sind, steigen. Das Sechsganggetriebe empfiehlt sich als Option. 

Serienmäßig dabei sind 17-Zoll-Doppelspeichen-Alus, sechs Airbags (zwei Fullsize-Airbags plus jeweils ein Thorax- und Kopf-Airbag pro Fahrzeugseite), Bordcomputer, CD-Radio, Klimaanlage, elektrisch einstellbare Sitzlehnen, beheizbare Außenspiegel, ABS und das Porsche Stability Management (PSM). 

Spaß mit Fangnetz
Das PSM (bei anderen heißt das ESP) ist eines von der sportlichen Sorte. Sogar in der Grundeinstellung versteht es ein bisschen Spaß und regelt nicht so humorlos ab wie etwa im Mazda MX-5. Auf Wunsch lässt es sich auf „Sport“ stellen, dann gibt es richtig Spaß mit Fangnetz. Porsche verspricht damit optimale Zeiten auf Rundstrecken, messbar mit der optionalen Stoppuhr mitten auf der Armaturenkonsole. 

Auch das Fahrwerk ist für Spaß durchaus zu haben. Sportlich komfortabel heißt es im Zuffenhausen-Deutsch, tatsächlich liegt die Betonung natürlich auf sportlich. Es geht auf Knopfdruck aber noch härter, dann kann von Komfort allerdings keine Rede mehr sein. Dieser Knopfdruck, der die Dämpfer verhärtet, empfiehlt sich hin und wieder dennoch sogar im Stadtverkehr, weil man dann auf den berüchtigten Holperschwellen nicht vorne aufsetzt. 

Herausforderung
Ein Porsche muss immer ein bisschen Herausforderung sein. In Sachen Fahrverhalten gilt das für den Cayman nicht, er ist easy zu handeln; die Bedienung verlangt aber ein bisschen Hingabe. Viele kleine Knöpfe, die es zu lernen, und Menüs, die es zu verstehen gilt. Aber es zahlt sich aus und man freut sich immer an der optisch gelungenen Gestaltung der Screens.  

Das Lederlenkrad dürfte ein bisschen dicker sein, dann läge es noch besser in der Hand. Irgendwie putzig ist der analoge Tacho links außen, der eigentlich nur eine grobe Schätzung der Geschwindigkeit zulässt: klein und in 50er-Schritten gehalten. Aber der digitale Tacho im zentralen Drehzahlmesser behebt dieses Manko. Lästig ist allerdings das Knistern aus dem Armaturenbrett, das beim Testwagen auf Kopfsteinpflaster zu hören war. Apropos: Die Heckklappe ist eher eine Heckklapper, die sich akustisch ständig in den Vordergrund spielte. Darunter verbirgt sich einer von zwei Kofferräumen, hier passen 260 Liter hinein, unter der Fronthaube finden 150 Liter Platz. Darüber hinaus gibt es mehrere Ablagefächer. 

Fazit:
Der Cayman macht Spaß, aber der letzte Kick fehlt ihm. Man merkt schon, dass das Porschefahren hier gerade mal beginnt. Wem der Cayman gefällt, aber schlichtweg ein bisschen zu lahm ist, der kann zum Cayman S greifen: Für 70.600,-- Euro freuen sich 295 PS auf Auslauf, also satte 50 mehr. Ein echter Porsche, also ein 911er, kostet Minimum 96.000,-- Euro. Der hat dann aber auch 325 PS und läuft 285 km/h. Und wird immer ein Klassiker bleiben.

Stephan Schätzl