Jänner/Februar, ORF 1: Gernot Pachernigg kommt immer Freitags auf die Bühne, überrascht mit Prince, Joe Cocker, swingt eine grandiose Coverversion von Frank Sinatras "I Get A Kick Out Of You", bei der Jamie Cullum (er coverte es auch) anerkennend genickt hätte, und schafft es schließlich bis unter die letzten drei. Rosige Aussichten.
Anfang März, die freie Welt: "Neue Helden" kommt raus. Laut PR-Text ein Versuch, die "große Zeit des Austropop wieder zum Leben zu erwecken". Der gelernte Elektriker wird plötzlich vom netten Charmeur zum Reanimator eines Genres ernannt, das mit seinen legitimen Vertretern endlich aussterben will. Nur (dass das "nur" kommt, war ja nur eine Frage der Schwafelei): "Neie Höden" ist ein tramhapertes Irgendwas, verhunzt durch eine fade Gitarren-Hudelei und einen pathetisch-einfallslosen Text, der klingt, als wäre er schon Alfred Gusenbauer als Wahlkampf-Song vorgeschlagen worden.
After Eight?: Gernot ist nach Nadine, Mario, Johnny, Tom, Falco und Tom (letztere Vier in Gestalt von "jetzt anders!") der siebente von zwölf Starmania-Finalisten, der eine Single bei Universal Music veröffentlicht. Zählt man Eric Papilaya hinzu (er ist dort ebenfalls unter Vertrag, befindet sich dank seiner Life-Ball/Song-Contest-Kooperation aber in ganz anderer Stellung) kommt man sogar auf acht.
Erics Song "Get A Life - Get Alive" wurde allerdings von Greg "G" Usek produziert, die anderen allesamt vom Österreicher Alexander Kahr, der unter anderen Christina Stürmer, Luttenberger-Klug und Manuel Ortega mit Hits beliefert(e) und dessen Stempel respektive Sound nun auf jeder der vier Singles draufgedrückt ist - eh klar, weil never change a running system. Das macht die Produkte aber beliebig austauschbar, denn jeder könnte mittlerweile den Song des anderen singen.
Man sieht: Vielfalt ist und bleibt nicht Prämisse des österreichischen Pop-Musikmarktes - selbst wenn man noch so viele Hoffnungen hegt. Obwohl: Dafür, dass eigentlich nur einer der Sieger werden sollte, ist die "Ausbeute" aus den Starmaniacs erstaunlich vielfältig. Nur "viel fallt" dann halt auch unter den Tisch - als erstes die Details, dann die Qualität und schließlich das Wichtigste, die Authentizität.
1 von 10 enttäuschten Gesichtern
Christoph Andert
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